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Stadt Coburg

Berühmte Coburger

Georg Alexander Hansen

* 05. Juli 1904
† 08. September 1944

Eigentlich will er Jurist werden. Weil die Familie, die im Landkreis Coburg lebt, aber nicht das Geld für das Studium aufbringen kann, entscheidet sich Georg Alexander Hansen für eine Laufbahn beim Militär. Der junge Mann ist ehrgeizig und wird schnell befördert. Sogar für den Generalstab scheint er geeignet. Auf einem Lehrgang in der Kriegsakademie Berlin lernt Hansen Claus Schenk Graf von Stauffenberg kennen. Diese Begegnung und die Tatsache, dass er bei der Spionageabwehr der Wehrmacht immer tiefere Einblicke in Hitlers tatsächliche Pläne erhält, sollen sein Leben verändern. Der Vorzeigesoldat, der durchaus Sympathien für die völkische Bewegung hegt, wird zum Gegner der Nazis und wechselt in den Widerstand. Hansen beteiligt sich aktiv an der Planung des Attentats in der „Wolfsschanze“ auf Adolf Hitler. Der Anschlag am 20. Juli 1944 misslingt allerdings. Stauffenberg und alle Mitwisser werden exekutiert. Georg Alexander Hansen stirbt am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee durch den Strang.

Georg Alexander Hansen Vorfahren stammen aus Nordfriesland. Seine Familie, das hat die Coburger Historikerin Franziska Bartl bei ihren Forschungen herausgefunden, ist konservativ, steht treu zum Herzogshaus, ist militärischen Traditionen verpflichtet und gläubig. Für einen Nationalsozialisten hält Bartl Hansen aber nicht. 

Sein Vater arbeitet in Sonnefeld als Oberforstmeister, der Großvater war Oberhofprediger in Coburg. Am 5. Juli 1904 wird Georg Alexander in Sonnefeld geboren. 1913 zieht dann die Familie nach Mönchröden (heute ein Stadtteil von Rödental). Hansen besucht ab 1914 das Gymnasium Casimirianum, wo er 1923 das Abitur ablegte. Während der Schulzeit lernte er seine spätere Ehefrau, Irene Stölzel, aus Michelau kennen. Gemeinsam hat das Paar fünf Kinder.

Nach dem Abitur will Georg Alexander Hansen in Erlangen Jura studieren. Aber schon nach zwei Semestern muss er das Studium aus finanziellen Gründen abbrechen. Daraufhin bewirbt er sich bei der Reichswehr. Georg Alexander will wie sein Vater, der Hauptmann der Reserve war, Berufssoldat werden. In Fürth beginnt die militärische Ausbildung des jungen Mannes. 1926 wird er zum Fahnenjunker befördert, 1927 zum Leutnant. Hansen ist zunächst Mitglied der Panzertruppe, die in dieser Zeit von der Reichswehr aufgebaut wird. Von 1934 – er ist jetzt Oberleutnant – wird der gebürtige Sonnefelder zu einer Stabskompanie nach München versetzt. Die junge Familie muss das Coburger Land verlassen.

Georg Alexander Hansen gilt als ehrgeizig. Kaum ist er zum Hauptmann befördert, schicken ihn seine Vorgesetzten 1935 – dem Gründungsjahr der Wehrmacht ­- zur Generalstabsausbildung an die Kriegsakademie in Berlin-Moabit. Ludwig Beck, Generalstabschef des Heeres, der schon 1938 gegen die Kriegspläne Hitlers Position bezieht, ist hier der Lehrgangsleiter von Hansen. Außerdem lernt er in dieser Zeit Claus Schenk Graf von Stauffenberg kennen, der einen Jahrgang unter ihm die Ausbildung absolviert. Beide verbindet die Liebe zu Musik. Hansen und von Stauffenberg werden Freunde.

Nach der erfolgreichen Akademieabschluss folgt Ende 1937 Georg Alexander Hansens Versetzung in die Abteilung Spionageabwehr und Auslandsaufklärung des Reichskriegsministeriums. Hier kommt es zum ersten Kontakt zu Konteradmiral Wilhelm Canaris, dem Chef der Spionageabwehr, und Generalmajor Hans Oster. Beide spielen später eine wichtige Rolle in der Organisation des Widerstands gegen Adolf Hitler.

Ab September 1939 nimmt Hansen mit einer spezialisierten Einheit für insgesamt drei Wochen lang am Überfall auf Polen teil. Ein erneuter Fronteinsatz führt ihn ab Mai 1940  dann in die westlichen Kampfzonen von Belgien, Frankreich und Holland. Nach seiner Rückkehr wird Hansen in der Abteilung für Auslands Abwehr eingesetzt. 1941 ernennt ihn die Heeresleitung zum Major und 1942 zum Oberstleutnant. „Mein Vater reiste während des Krieges mehrfach in die Türkei, nach Russland, Persien, Österreich, Ungarn und in den Irak. Er kannte den Kriegsverlauf genau und wusste, dass der Zweite Weltkrieg für Deutschland spätestens nach der Niederlage in Stalingrad niemals zu gewinnen war“, berichtet Dr. Karsten Hansen, der Sohn des späteren Widerstandskämpfers, in seinen Erinnerungen. 

Die Gespräche, die Hansen mit Vertretern ausländischer Militärdelegationen führte, die Einblicke, die er durch seine dienstliche Position in Verbrechen des Nazi-Regimes gewinnt  und der enge Kontakt zu Wilhelm Canaris und Hans Oster, die bereits seit 1938 Putschpläne gegen Hitler entwickeln, dürfte dazu geführt haben, dass sich Alexander Georg Hansen ebenfalls dem Widerstand anschließt. Aufzeichnungen, die über seine genauen Motive Aufschluss geben könnten, existieren nicht. Die Gruppe um Stauffenberg und Canaris vermied es Papiere aufzubewahren. 

Bekannt ist allerdings, dass Hansen ab 1943 an allen Planungen für das Hitlerattentat mitwirkt und 1944 an den meisten wichtigen Besprechungen zur Vorbereitung teilnimmt. Hansen organisiert Autos und Flugzeuge sowie den Schutz der Mitverschwörer. Sein Haus in Rangsdorf dient als konspirativer Treffpunkt. Nach dem erfolgreichen Attentat sollte er das Reichssicherheitshauptamt besetzen und dessen SS-Kommandeure festnehmen lassen. Außerdem war geplant, ihn als Bevollmächtigten Becks, der als vorläufiges Staatsoberhaupt vorgesehen war, mit General Dwight D. Eisenhower über einen Separatfrieden mit den Westmächten verhandeln zu lassen. „Mein Vater reiste ab 1943 mehrfach nach Spanien und hat dort mit Mittelsmännern des amerikanischen Generals Eisenhower über Modalitäten eines möglichst baldigen Kriegsendes gerungen“, stellt dazu Karsten Hansen in seinen Erinnerungen fest. Aufgrund starker Meinungsverschiedenheiten mit von Stauffenberg über die politischen Pläne nach dem Attentat entscheidet sich Hansen kurzfristig gegen eine persönliche Teilnahme an dem Anschlag.

Als am 20. Juli 1944 Graf von Stauffenberg im Hauptquartier "Wolfsschanze" einen Sprengsatz zündet, der den Diktator Adolf Hitler töten soll, ist Hansen in Michelau. Dort leben seine Schwiegereltern. Der Oberst feiert dort die Taufe seiner vier Tage zuvor geborenen Tochter Dagmar. Als ihn die Nachricht von dem missglückten Attentat erreicht, handelt er unerwartet. Statt sich nach Spanien abzusetzen, wie ihn seine Frau angefleht hatte, reist Hansen zurück nach Berlin und nimmt seinen Dienst wieder auf. Am 22. Juli bestellte ihn der Gestapo-Chef Heinrich Müller ins Reichssicherheitshauptamt. Nach längeren Verhören wird Alexander Georg Hansen verhaftet. Ein Zettel, auf dem stand, dass Hansen die Gestapo-Zentrale hätte stürmen sollen, wird dem Mitverschwörer zum Verhängnis. Am Ende des Tages gesteht der Offizier seine Mitgliedschaft in der Gruppe der Verschwörer rund um Stauffenberg und Canaris.

In einem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof, den dessen Präsident Roland Freisler leitete, wird Hansen zum Tode verurteilt. Das Urteil wird allerdings nicht sofort vollstreckt. Die Gestapo hofft durch Folter und Druck, der auf die Familien der Verschwörer ausgeübt wird, noch weitere Beteiligte ausfindig machen zu können. Alexander Georg Hansen wird schließlich am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee zusammen mit fünf weiteren an den Attentatsvorbereitungen Beteiligten gehängt. Die Nazis gehen auch gegen die Familie des Verschwörers vor. Hansens Frau wird ins Frauengefängnis Nürnberg gebracht; die Kinder kommen in ein Heim in Bad Sachsa. Sie erhalten neue Namen und sollen ein Umerziehungsprogramm durchlaufen.

Die Anfeindungen gegen die Familie gehen auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiter. Hansens Witwe muss ihre Rente als Kriegerwitwe von der Bundesrepublik in einem jahrelangen Prozess vor Gericht erkämpfen. Sie war ihr mit der Begründung, dass ihr Mann unehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen worden sei, verweigert worden.

Heute erinnert ein Weg in der Nähe des Albertsplatzes in Coburg, ein Stolperstein vor dem Gymnasium Casimirianum und eine Gedenktafel am Eingang des Korbmachermuseums zu Michelau an Alexander Georg Hansen.