Ein großer Wiener - und ein großer Coburger
"Dem fällt immer etwas ein, darin unterscheidet er sich von uns anderen."
So charakterisierte Johannes Brahms seinen Berufskollegen, der "von Musik trieft".
* 25. Oktober 1825
† 3. Juni 1899
Für Richard Wagner war er "der musikalischste Schädel des 19. Jahrhunderts". Die Rede ist von Johann Strauss, dem wir so herrliche Konzertwalzer wie "Geschichten aus dem Wienerwalde" und "An der schönen blauen Donau" verdanken. Darüber hinaus schenkte uns dieser vielseitige Komponist großartige Operetten, von denen "Die Fledermaus" und "Der Zigeunerbaron" die berühmtesten sind.
Johann Strauss war 13 Jahre ein Bürger Coburgs
Geboren wurde Johann Strauss am 25. Oktober 1825 in Wien, wo er auch am 03. Juni 1899 starb. Doch obwohl Johann Strauss eng mit der Hauptstadt des Habsburgerreiches verbunden ist und dem Künstler mit "Wiener Blut" die wohl beeindruckendste Huldigung der Donau-Metropole gelungen ist: Er fühlte sich nicht nur in Wien zu Hause, sondern hatte ebenfalls in Coburg ein Domizil. Die letzten 13 Jahre seines Lebens war das musikalische Genie ein geschätzter Bürger der fränkischen Vestestadt. Johann Strauss gilt unbestritten als Wiener - aber er wurde auch zum Coburger.
Die Liaison zwischen Johann Strauss und Coburg: Es war Liebe. Eine Liebe, die sich in Österreich durch den Ehebund nicht legalisieren ließ. Um den Weg zur Einbürgerung von Johann Strauss in Coburg nachzuzeichnen, werfen wir einen Blick in das Privatleben des Musikers.
Erst Witwer und dann "geschieden"
1862 heiratete Johann Strauss die Opernsängerin Jetty Treffz. Die Ehe dauerte 16 Jahre, bis Jetty einem Schlaganfall erlag. Schon sieben Wochen später ging der Witwer mit der Schauspielerin Angelika Dittrich einen neuen "Bund fürs Leben" ein - doch dieser sollte nicht lange halten. Es scheint, als habe sich die 28-Jährige den fast doppelt so alten Komponisten nur auserkoren, weil seine Berühmtheit ihrer Karriere förderlich war. Kurzum: Die Ehe zerbrach schon nach kurzer Zeit.
Eine Scheidung jedoch war in der konservativ-katholischen k.u.k.-Monarchie unmöglich. Das österreichische Eherecht ließ gerade mal die offizielle "Trennung von Tisch und Bett" zu. Eine förmliche Scheidung indessen, die ihm eine erneute Eheschließung erlaubt hätte, konnte Johann Strauss nicht erwirken. Das aber war sein Herzenswunsch. Inzwischen hatte er die verwitwete Adele Strauss, geborene Deutsch, kennen und lieben gelernt, dass sie bereits den Nachnamen des Komponisten trug, lässt sich als Laune des Schicksals deuten.
Keine Hochzeit in Wien - aber in Coburg
Für Johann Strauss ergab sich eine fast ausweglose Situation: Die Ehe mit Angelika Dittrich bestand nur noch "auf dem Papier und vor Gott", die Legalisierung der Beziehung zu Adele Strauss war nach geltendem Recht ausgeschlossen.
Und nun kommt Coburg in Spiel: Das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha gab sich in vielerlei Hinsicht liberaler und forschrittlicher als das konservative Österreich. So war es den Coburger Landesherren unter gewissen Voraussetzungen möglich, Ehescheidungen auszusprechen. Hier eröffnete sich dem Paar ein Hintertürchen zur Glückseligkeit, zumal Johann Strauss auf die Geneigtheit des Herzogs Ernst II. hoffen durfte. Denn dieser war für seine tiefe Verbundenheit mit der Musik und anderen Künsten bekannt.
Dort die Ausbürgerung, hier die Einbürgerung
Konnte, ja sollte Johann Strauss Coburger werden, um Adele zu ehelichen? Coburg zeigte Bereitschaft, verlangte aber von Strauss den vorherigen Austritt aus dem habsburger Staatsverband. Kaiser Franz Joseph seinerseits wollte dem Abwanderugnswilligen keine Steine in den Weg legen und stimmte der Ausbürgerung zu. Mehr noch: Johann Strauss durfte auch weiterhin den ehrenvollen Titel "Kaiserlich königlicher Hofball-Musikdirektor" führen.
Eheschließung im Sommer 1887
Der Weg nach Coburg und in die Ehe mit Adele Strauss war somit geebnet. Ende Mai 1886 besuchte der Walzerkönig erstmals die oberfränkische Stadt - wenige Wochen später war er Staatsbürger des Herzogtums Sachsen-Goburg-Gotha. Nach einem weiteren Jahr gelangten Johann und Adele ans Ziel ihrer Wünsche: Herzog Ernst II. trennte die Ehe zwischen Johann Strauss und Angelika Dittrich auch "dem Bande nach". Nun endlich konnte ganz offiziell ein neuer Lebensabschnitt im wahrsten Sinne des Wortes eingeläutet werden.
Am 15. August 1887 rollte eine festlich geschmückte Hochzeitskutsche unter großer Anteilnahme der Coburger Bevölkerung zunächst von der Villa Schalepanski (in der heutigen Alexandrinenstraße) zum Rathaus und dann zur herzoglichen Hofkirche der Ehrenburg. Dem Paar sollten noch zwölf glückliche Ehejahre vergönnt sein.
Wissenswertes rund um Johann Strauss und Coburg
- Der Vater des Walzerkönigs, Johann Baptist Strauss (1804 - 1849), war ebenfalls ein bekannter Komponist. Zur besseren Unterscheidung der Musiker haben sich die Bezeichnungen Johann Strauss Vater und Johann Strauss Sohn eingebürgert.
- Seit 1987 erinnert eine Gedenktafel im Coburger Rosengarten an den berühmten Bürger der Vestestadt.
- "Coburg ist eine Johann-Strauss-Stadt". Das betonte Dr. Eduard Strauss, der Urgroßneffe des Komponisten, am 06. Januar 1988 anlässlich seines Besuchs beim Coburger Neujahrskonzert.
- Die Deutsche Johann-Strauss-Gesellschaft hat ihren Sitz seit 1991 in Coburg.
- Den Großteil der Operette "Simplicius" komponierte Strauss in Coburg.
- Hier eine Auswahl beliebter Strauss-Operetten und das Jahr der Uraufführung:
1871 - Indigo und die vierzig Räuber
1873 - Karneval in Rom
1874 - Die Fledermaus
1875 - Cagliostro
1885 - Der Zigeunerbaron
1887 - Simplicius
1897 - Die Göttin der Vernunft.
Die Stadt Coburg erinnert an das Erbe, das der Walzerkönig ihr hinterlassen hat, mit einem Neujahrskonzert, das traditionell am Dreikönigstag stattfindet und die Werke von Johann Strauss und seinen Zeitgenossen präsentiert.