* 16. Dezember 1790
† 10. Dezember 1865
Der erste König der Belgier war ein Coburger:
Am 4. Juni 1831 wählte der belgische Nationalkongress Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld zum Staatsoberhaupt - als König Leopold I. bestieg er den Thron.
Geboren am 16.12.1790 in Coburg
Leopold ist nicht nur dem Namen nach, sondern auch durch seine Lebens-geschichte ein echter Coburger. Geboren wurde er am 16. Dezember 1790 als 8. Kind des damaligen Erbprinzen Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750 - 1806) und seiner Gemahlin Auguste Caroline Sophie, geb. Reichsgräfin von Reuß-Ebersdorf (1757 - 1831). Seine Kindheit verbrachte Leopold in dem als Erbprinzenpalais eingerichteten Ministerialgebäude (heute Ämtergebäude der Stadt Coburg) gegenüber dem Residenzschloss Ehrenburg.
Anlässlich der Hochzeit seiner älteren Schwester Juliane (Anna Feodorowna) mit dem russischen Großfürsten Konstantin, Bruder des späteren Zaren Alexanders I., im Jahre 1796 wird Leopold mit noch nicht 6 Jahren als Hauptmann in das russische Gardekavallerieregiment seines Schwagers aufgenommen und nimmt dann von 1805 bis 1815, zuletzt als Generalmajor, an den Kriegen gegen Napoleon teil. Er erhielt hohe Auszeichnungen, u. a. das erst 1813 vom preußischen König gestiftete Eiserne Kreuz, und zog zweimal mit den Siegern 1814 und 1815 in Paris ein.
Das ehemalige Gartenhaus von Prinz Leopold
Das kleine zweigeschossige Gartenhaus in der Floßstegstr. 5 in Coburg stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Herzogin Auguste hatte es dem jungen Prinzen überlassen, der sich hierher oft zurückzog. 1812 kam Leopold durch Schenkung seines Bruders Ernst in den Besitz des Gartenhauses. Das Gebäude blieb bis zu Leopolds Tod in dessen Besitz.
Kurze Ehe mit der englischen Thronfolgerin
Der weitere Lebensweg führte Leopold 1814 im Gefolge des russischen Zaren nach London, wo er die Thronfolgerin, Prinzessin Charlotte, kennen lernte und 1816 heiratete. Aber das Glück fand schon nach anderthalb Jahren ein jähes Ende: Charlotte erlitt eine Totgeburt und starb am folgenden Tag.
Der noch nicht einmal 30-jährige Witwer ging zurück in seine Heimat. Er kaufte 1820 Schloss und Gut Niederfüllbach bei Coburg, unternahm zahlreiche Bildungsreisen und widmete sich dem Studium der Literatur und der Naturwissenschaften. Im Schloss Niederfüllbach lebte er vor seinem Amtsantritt in Belgien eine Weile mit der Schauspielerin Caroline Bauer. In den folgenden Jahren stellte Leopold I. die wertvolle Niederfüllbacher Schlossbibliothek zusammen, deren Bestände sich heute in der Landesbibliothek Coburg befinden.
1828/29 boten nach dem erfolgreichen Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken die europäischen Großmächte England, Frankreich und Russland Leopold die griechische Königskrone an. Ein verlockendes Angebot, das er aber ausschlug, als die europäischen Herrscher seinen Forderungen nach der vollen Souveränität Griechenlands nicht nachkamen.
König der Belgier
Doch obwohl die Verbindung mit dem englischen Königshaus tragisch endete und politische Gründe dagegensprachen, dass er zum König der Griechen gewählt wurde: Leopold erhielt eine weitere Chance. Im Herbst 1830 erklärten die Flamen und Wallonen ihre Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich der Niederlande, dem sie seit dem Wieder Kongress (1815) angehört hatten. Am 04. Juni 1831 wählten die Mitglieder des belgischen Nationalkongresses Leopold zum "König der Belgier". Am 21. Juli 1831 leistete Leopold den Eid auf die belgische Verfassung. Dieser Eid wird sein Regierungsprogramm.
Obwohl in Brüssel residierend, blieb Leopold seiner Heimatstadt Coburg weiterhin verbunden. Hier trat er hauptsächlich als sozialer Wohltäter in Erscheinung. 1827 hatte er noch in Niederfüllbach lebend das Plateau auf dem Coburger Plattenäcker erworben. Auf seine Anregung hin wurden dort ab 1831 Kleingärten für Arme und Bedürftige zur Selbstversorgung angelegt. Die daraus entstandene Kleingartenkolonie existierte bis 1966. Zudem unterstützte er die 1835 gegründete Taubstummenschule mit finanziellen Mitteln. 1859 gründete er die Leopoldstiftung für Krankenpflege. Die Stiftung unterstützte mit ihren Erträgen aus dem Stiftungskapital Arme und Kranke, die sich einen Krankenhausaufenthalt nicht leisten konnten. Sie übernahm daher die Funktion einer Krankenkasse. Aufgrund dieser Verdienste wurde Leopold auf die Tafel der Wohltäter der Stadt Coburg aufgenommen und eine Straße in der sogenannten „Stetzenbach-Vorstadt“ nach ihm benannt.
Die Familie
Am 09. August 1832 heiratete Leopold I. die 20-jährige Louise-Marie d´Orléans. Aus der Ehe mit der Tochter des französischen Bürgerkönigs Louis-Philippe gingen vier Kinder hervor: der 1835 geborene Sohn Leopold II. bestieg im 1865 den belgischen Königsthron. Er erwarb 1885 den Kongo als Privateigentum. Leopolds Herrschaft dort war von kolonialen Gräueln gekennzeichnet. Der Historiker Christoph Driessen spricht dabei von „Verbrechen von apokalyptische[r] Ausmaße“ gegenüber den Ureinwohnern. Erst 1960 erhielt der Kongo seine Unabhängigkeit.
Am 10. Dezember 1865 starb Leopold I. im Schloss Laeken bei Brüssel. Sein großes Vermächtnis - die Souveränität und Unantastbarkeit Belgiens - besteht bis heute. Er begründete und steuerte die europäische Politik des Hauses Coburg, die im Laufe des 19. Jahrhunderts Coburger auf fast alle Throne Europas brachte.