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Stadt Coburg

Berühmte Coburger

Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha

Prinz-Albert-Denkmal auf dem Coburger Marktplatz

* 26. August 1819
† 14. Dezember 1861

1840 heiratet der Coburger Prinz Albert die englische Königin Victoria. Er begründet damit das Haus Sachsen-Coburg in Großbritannien, da Victoria seine Cousine ist. Obwohl Albert erhebliche Schwierigkeiten hat, in London Fuß zu fassen, entwickelt er sich bald zum wichtigsten Berater seiner Gattin und hat damit erheblichen Einfluss auf die Weltpolitik im 19. Jahrhundert. 

Es ist dem jungen Prinzen, der am 26. August 1819 auf Schloss Rosenau das Licht der Welt erblickt, nicht in die Wiege gelegt, dass er einmal zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Epoche werden wird. Im Gegenteil. Albert, der zusammen mit seinem älteren Bruder Ernst, im beschaulichen Coburg aufwächst, muss schon früh erfahren, was ein Schicksalsschlag ist. Als der Prinz gerade einmal fünf Jahre alt ist, trennen sich seine Eltern, Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld und Prinzessin  Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg. Das Tragische daran ist, dass Luise, die eine Affäre mit dem Offizier Alexander von Hanstein hat, von ihrem Gemahl in die Verbannung geschickt wird. Sie darf nie wieder Kontakt zu ihren Kindern aufnehmen. Ernst I. - ebenfalls kein Vorbild in Tugendhaftigkeit – kümmert sich kaum um die Kinder. Er geht lieber zur Jagd oder beschäftigt sich mit seinen Liebschaften. 

Die Erzieherrolle für die Prinzen übernimmt fortan Johann Christoph Florschütz, der Thronfolger Ernst – den späteren Herzog Ernst II. von Sachen-Coburg und Gotha -  und seinen Bruder Albert in Geschichte, Naturwissenschaften, Geographie, Philosophie und Fremdsprachen unterrichtet. Nach der Konfirmation der Jungen beginnen für sie Wanderjahre. Sie reisen durch Deutschland und Belgien, besuchen Italien und England und Studieren an der Universität von Bonn Jura, Verwaltungsrecht aber auch Naturwissenschaften. Da der Weg von Rhein nach Coburg beschwerlicher ist als nach Brüssel, sind Ernst und Albert häufig am Hof ihres Onkels Leopold, dem ersten König der Belgier, zu Gast. Leopold ist es, der 1836 auch das erste Treffen zwischen Albert und dessen Cousine Victoria arrangiert. Victoria ist die Tochter von Leopolds Schwester Victoire, Prinzessin von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die den Herzog von Kent geheiratet hat und in England lebt.

Leopolds Arrangement ist nicht ohne Hintergedanken. Da der Herzog von Kent bereits gestorben ist, gibt es eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass seine Tochter Victoria eines Tages den britischen Thron besteigen könnte. Der König von Belgien versucht auf diesem Weg das zu erreichen, was ihm selbst Jahre zuvor verwehrt geblieben ist: den Einfluss des Hauses Sachsen-Coburg auf das englische Königshaus auszuweiten. Leopold hatte nämlich 1816 die englische Prinzessin Charlotte geheiratet, die in der Thronfolge ganz oben stand. Doch noch bevor Leopold Prinzgemahl von England werden kann, stirbt seine Frau nach einer Totgeburt. Leopold muss wenig später den englischen Hof verlassen. Nun also versucht er seinen Neffen in London zu etablieren. Als Vermittler in dieser delikaten Angelegenheit agiert Christian Freiherr von Stockmar, ein Vertrauter des Coburger Herzogs und des belgischen Königs.

Das erste Treffen zwischen Albert und Victoria verläuft vielversprechend. Obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits Alexander von Oranien der mögliche englische Thronfolgerin den Hof macht, findet Victoria ihren Cousin aus Coburg viel interessanter. Beide schreiben sich  Briefe. Das Verhältnis bliebt aber wage. Ja es kühlt sogar merklich ab, als Victoria 1837 zu Königin von England gekrönt wird. Sie reagiert nicht mehr auf Alberts Schreiben und lässt ihren Premierminister wissen, dass sie in den nächsten Jahren nicht zu heiraten gedenke. Allerdings wächst der Druck aus den Reihen ihrer Untertanen, die sich eine verheiratete Monarchin wünschen. Und Onkel Leopold gibt nicht auf.

1839 setzt er durch, dass es zu einem zweiten Treffen zwischen Albert und Victoria kommt. Diesmal „funkt“ es offenbar: Victoria verliebt sich Hals über Kopf und hält kurze Zeit später dem Protokoll entsprechend um die Hand des Coburger Prinzen an. Am 15. Oktober gibt das Paar ganz offiziell seine Verlobung bekannt. Am 10. Februar 1840 wird mit allen Zeremonien, die der Buckingham Palast kennt, die Ehe zwischen Albert und Victoria in der königlichen Kapelle des  St. James's Palace geschlossen. Von diesem Tag an trägt das britische Königshaus den Titel „Haus Sachsen-Coburg und Gotha in Großbritannien“. Das hat damit zu tun, dass sowohl die Queen, deren Mutter aus Coburg kommt, als auch ihr Prinzgemahl ihre Wurzeln auf das Haus Sachsen-Coburg zurückführen können. Tatsächlich hat sich daran bis heute nicht geändert. Auch der amtierende Monarch, Charles III., entstammt dieser Linie. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs und der Anfeindungen auf beiden Seiten ändert König Georg V. am 17. Juli 1917 allerdings den Namen in „Haus Windsor“.

Die Startbedingungen auf der Insel sind für Albert denkbar ungünstig. Der Prinzgemahl ist Ausländer und damit bei den Briten nicht besonders beliebt. Außerdem gehört er auch nicht zu den Freunden der Hofetikette. Albert versucht zunächst gesellschaftliche Ereignisse zu umgehen und kümmert sich lieber um das, was er bereits in seiner Jugend geliebt hat: Musik, Malerei, Architektur, Landwirtschaft und Soziales. Die britische Öffentlichkeit singt jedoch Spottverse auf den Coburger Prinzen und das Parlament verweigert ihm den Titel „Prince Consort“ (Prinzgemahl). Außerdem kürzt man seine Apanage von den üblichen 50 000 auf 30 000 Pfund. Auch bei politischen Entscheidungen darf Albert nicht mitreden. Victoria unterschiedet streng zwischen ihrem Privatleben, in dem Prinz Albert für sie eine wichtige Rolle spielt, und ihrem Auftrag als Herrscherin.  Albert, der auf eine mitgestaltende politische Rolle vorbereitet war, klagt wiederholt darüber, dass er zur Tatenlosigkeit verdammt ist.

Das ändert sich erst, als die ersten Kinder kommen. Wenn Victoria schwanger ist, übernimmt Albert politische Aufgaben und wirkt an wichtigen Entscheidungen mit. Zum Zeitpunkt der Geburt von Prinz Eduard am 9. November 1841 ist Prinz Albert bereits der wichtigste Berater der Königin. Er hat nun Zugang zu allen Papieren, die Victoria vorgelegt werden, formulierte zahlreiche ihrer offiziellen Briefe und beeinflusste ihre politischen  Entscheidungen. Ferner setzt er sich beharrlich für soziale Verbesserungen in  Großbritannien ein – etwa den Bau von Arbeiter-Häusern, die über Kanalanschluss und Wasserleitungen verfügen. Ferner gilt er als Förderer des technischen Fortschritts und der Kunst. 

Sein größter Erfolg wird allerdings die Ausrichtung der Weltausstellung, die 1851 in London stattfindet. Gegen den erbitterten Widerstand aus allen Schichten setzt Albert seine Ideen durch und erlebt einen Triumph: sechs Millionen Gäste aus aller Welt wollen die Ausstellung sehen. Die Investitionen in die Weltausstellung machen sich damit mehr als bezahlt. Im Mittelpunkt steht der Crystal Palace, ein 500 Meter langes und 135 Meter breites Gebäude, das ganz ohne Mauerwerk errichtet wurde. Der Ausstellungspavillon ist  Sinnbild für das ein modernes England, an dem Prinz Albert zielstrebig mitgebaut hat. 1857 wird dem Coburger Prinzen dann endlich der lange vorenthaltene Titel „Prince Consort“ verliehen.

Dem Prinzgemahl bleibt zu wenig Zeit, um all seine Pläne zu verwirklichen. Am 14. Dezember 1861 schlägt die große Glocke von St. Paul um Mitternacht: Albert ist tot. Gestorben im Alter von nur 42 Jahren - vermutlich an Typhus. Königin Victoria ist erschüttert. Sie zieht sich von der Öffentlichkeit zurück trägt fortan nur noch Trauerkleidung. Eine Woche nach Alberts Tod schreibt sie an König Leopold: „Mein Leben als ein glückliches ist zu Ende. Mit der Welt ist es für mich aus!“ An dieser Stelle irrt die Queen allerdings. Sie sitzt noch weitere 40 Jahre auf dem Thron. Doch sie will, dass die Erinnerung an Prinz Albert immer wach bleibt. So werden im gesamten Commonwealth Prinz-Albert-Denkmäler errichtet und repräsentative Bauten, Berge oder Flüsse nach ihm benannt. 

Coburg gedenkt des Prinzgemahls am 26. August 1865. An diesem Tag wird im Beisein von Queen Victoria und der gemeinsamen Kinder das Standbild auf dem Marktplatz feierlich enthüllt. Es zeigt Albert im Ornat eines Ritters des Hosenbandordens. In der rechten Hand trägt er den Plan für den Kristallpalast.