Herr Oberbürgermeister, MdL Jürgen Baumgärtner hat eine Mediation für das Weichengereuth vorgeschlagen, um eine Lösung zu erreichen. Wie sehen Sie das?
Ich freue mich sehr, dass der Landtagsabgeordnete Baumgärtner eine vorbehaltsfreie Mediation vorgeschlagen hat. Vielen Dank für diese Initiative. Dieser Vorschlag erfolgte nach einem gemeinsamen Gespräch, dass wir am 18. November vergangenen Jahres geführt haben. Herr Baumgärtner zeigte sich dabei auch verständnisvoll für die verschiedenen Sichtweisen auf die Thematik. Wichtig war mir hier, dass die Mediation vorbehaltsfrei sein wird und losgelöst von den politischen Vorgaben des Bundesverkehrswegeplans geführt werden kann. Nur so können wir wirklich die beste Lösung für die verkehrlichen Gesamtzusammenhänge im Coburger Süden und die Stadtentwicklung finden. Denn bei einer Bauzeit von vielen Jahren, die sicherlich auch bei den Befürwortern eines Ausbaus aufgrund der Auswirkungen zu viel Unmut führen wird, sollte die verkehrliche Lösung auch wirklich zukunftsfest für den gesamten Coburger Süden sein. Und nicht lediglich Stückwerk im Weichengereuth.
Was heißt das?
Das Staatliche Bauamt hat 2019 eine vierspurige Voruntersuchung für das Weichengereuth mit mehreren Ampeln am Ahorner Berg, der Samuel-Schmidt-Straße und auf der Frankenbrücke vorgelegt, die der Bausenat noch vor der letzten Kommunalwahl im Jahr 2019 und dann der Stadtrat nach der Wahl 2020 mit großer Mehrheit abgelehnt hat. Bausenat und Stadtrat waren die Eingriffe tief in die Bebauung und Grünflächen auf der Westseite und in das Bahngelände auf der Ostseite zu viel. Damit würde die Versiegelung in dem Bereich massiv erhöht. Mit Blick auf die Klimaerwärmung, dadurch entstehende Hitzehotspots in der Südstadt und die Notwendigkeit Bahnverkehr auszubauen statt einzuschränken konnten wir nicht zustimmen. Wir haben als Stadt Gegenvorschläge eingereicht, doch das Staatliche Bauamt beharrt auf der Vierspurigkeit, auch aufgrund der Vorgaben des Bundesverkehrswegeplant. Vorbehaltsfrei heißt in der Mediation, dass diese Planung des Staatlichen Bauamts nicht als festgelegte Variante angenommen wird. Ansonsten bräuchten wir auch keine Mediation, denn Mediation heißt immer Kompromisse schließen.
Es kann also auch eine Variante mit weniger als 4 Spuren bei der Mediation herauskommen?
Darauf hoffe ich und ich denke auch die Mehrheit des Stadtrats. Es muss doch möglich sein, eine intelligente Lösung zu entwerfen, die sowohl der Flüssigkeit des Verkehrs im Weichengereuth dient, als auch der Zukunftsfähigkeit unserer Stadt.
Sie sagten, die Stadt habe Gegenvorschläge dem Staatlichen Bauamt vorgelegt?
Ja, wir haben sowohl eine zweispurige Variante mit Aufweitungen an den Einmündungen als auch eine dreispurige Variante geplant und von einem namhaften Büro, das auch für das Staatliche Bauamt arbeitet, prüfen lassen. Beide Varianten brachten Verbesserungen. Die dreispurige Variante führte im Rahmen der Prüfung zu einer deutlichen Verbesserung der Flüssigkeit des Verkehrs im Weichengereuth und auch der Abbiegemöglichkeiten aus den einmündenden Straßen. Dennoch hat das Staatliche Bauamt alle beiden Varianten grundsätzlich abgelehnt.
Wie soll es nun weitergehen?
Ich denke wir nehmen uns jetzt nochmals die notwendige Zeit und versuchen im Rahmen der Mediation ein zukunftsfeste Gesamtlösung für die verkehrlichen Zusammenhänge im Coburg Süden zwischen von Frankenbrücke, Weichengereuth, Südzufahrt und Bamberger Straße zu vereinbaren. Denn das ist unserer Aufgabe als verantwortungsbewusste Entscheider. Nicht nur an das Heute und Morgen denken, sondern auch an das Übermorgen. Nach dem Abschluss der Mediation wird sich der gesamte Coburger Stadtrat mit dem Ergebnis befassen. Anschließend gäbe es dann noch die Option die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Coburg nach ausführlicher Information in die Entscheidungsfindung unmittelbar einzubeziehen. Anhand von Fakten und nicht bloß anhand von Meinungen.