An einem Schreibtisch erklärt Erzieher Stefan Rebert einem Jungen, wie er sein erstes Bild in Paint zeichnet. „Einfach die Maus ganz ruhig führen“, ermutigt er ihn. Die Augen des Jungen leuchten, als er die ersten Linien auf dem Bildschirm sieht. Hier wird nicht nur gespielt, hier wird Zukunft gestaltet. LED-Beleuchtung an der Decke, leuchtende Hardware, bequeme Headsets und leistungsstarke Computer: der neue Medienraum im KiJuZ ist genauso, wie Kinder und Jugendliche ihn sich gewünscht haben. Gemeinsam mit ihnen wurde im Vorfeld überlegt, welche Ausstattung sinnvoll ist. Die ausgewählten PCs wurden anschließend gemeinsam zusammengebaut – eine erste praktische Lektion in Technik und Teamarbeit.
Im Zuge der "Ich kann was!" Initiative wurde das Projekt unter dem Motto „Schlüsselkompetenzen für die digitale Welt“ gefördert. Bundesweit unterstützt die Deutsche Telekom Stiftung Einrichtungen, die digitale Medienkompetenz in die offene Kinder- und Jugendarbeit integrieren. Das Konzept des KiJuZ – ausgearbeitet vom Erzieher Stefan Rebert – konnte sich gegen 300 Mitbewerber durchsetzen und gehörte zu den 68 ausgewählten Projekten. Mit der Förderung von 5.800 Euro wurde der Traum eines eigenen Medienraums Wirklichkeit.
Doch die Technik dient hier nicht nur der Unterhaltung. „Wir schaffen mit dem Angebot einen kleinen Beitrag zur Chancengleichheit“, erklärt Stefan Rebert. „Viele Kinder haben zuhause keinen Zugang zu Computern. Der Umgang mit Maus und Tastatur ist für sie vollkommen neu.“ Genau hier setzen die Angebote des Medienraums an. Damit die Kinder den sicheren und produktiven Umgang mit Computern erlernen, wurde im KiJuZ ein PC-Führerschein eingeführt. In fünf Lektionen lernen die jungen Nutzer*innen die Grundlagen: Zeichnen, Schreiben, Entwerfen, Recherchieren und den Umgang mit sozialen Netzwerken. Die PCs sind mit Software ausgestattet, die kindergefährdende Inhalte filtert, und die Einhaltung der Nutzungsregeln wird kontrolliert. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss den Führerschein abgeben und verliert vorübergehend den Zugang.
Der PC-Führerschein ist aber nicht nur ein formales Zertifikat. „Es geht darum, die Kinder zu befähigen, Medien selbstbewusst und verantwortungsvoll zu nutzen“, betont Rebert. Nach erfolgreichem Abschlusstest dürfen die Kinder die PCs eigenständig nutzen – bis zu 30 Minuten am Tag. Dabei entstehen gemalte Bilder in Paint, es wird gespielt oder es werden Bewerbungen für Ausbildungsplätze geschrieben. Der Aspekt der Medienpädagogik steht immer im Mittelpunkt. „Beim Reden über das Thema Medien bekommen wir einen Einblick in das Online-Verhalten der Kinder und Jugendlichen“, berichtet Rebert. Dieses Wissen hilft dem Team, gezielt auf riskantes Verhalten hinzuweisen und die Kinder über Gefahren wie Cybermobbing oder Datenschutz zu informieren.
Das Engagement der Pädagogen im KiJuZ Wüstenahorn ist beeindruckend. „Offene Jugendarbeit lebt von engagierten Menschen, die mit Herz und Verstand arbeiten“, erklärt die Leiterin des KiJuZ, Lisa Kreft. Und das zeigt sich: Mit dem neuen Medienraum wurde ein Angebot geschaffen, das Kinder nicht nur begeistert, sondern ihnen auch wichtige Kompetenzen für die Zukunft vermittelt.
Kinder- und Jugendzentrum Wüstenahorn
Karl-Türk-Straße 88
96450 Coburg