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Stadt Coburg

Mai 2024

Grußwort zur Buchvorstellung von Dr. Eva Karl

Dominik Sauerteig betonte, wie wichtig es ist, die Geschichte zu verstehen, um eine demokratische Zukunft zu sichern.

Sehr geehrte Kollegen Bürgermeister, sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen des Coburger Stadtrats, 

liebe Coburgerinnen und Coburger, 

sehr geehrte Gäste, 

nun ist es also endlich soweit. Das Manuskript ist fertig. Und heute wird es der Öffentlichkeit vorgestellt.

Einige wenige von uns kennen es bereits und halten ein Werk in den Händen, auf das wir alle seit 2015 gebannt mit mehr oder weniger Demut, Interesse, Respekt und Neugier warten. 

Und ohne zuviel vorwegzunehmen, ich konnte auch erst 84 Seiten des Manuskripts lesen, kann ich sagen dass schon diese 84 Seiten durchaus erkenntnisreich sind. 

Ganz herzlich begrüße ich daher heute hier im historischen Rathaussaal Frau. Dr. Eva Karl.

Schön, dass wir nun den Prozess die Öffentlichkeit an ihrem Werk teilhaben lassen zu können in die finale Phase bringen. 

Ich begrüße zudem ganz herzlich Herrn Prof. Dr. Melville stellvertretend für die Damen und Herren Mitglieder der Historikerkommission, sowie alle, die heute einen Platz im Rathaussaal erhalten konnten.

Vielen Dank, dass Sie sich mit einem Thema beschäftigen haben, dass hier in Coburg über Jahrzehnte viele vielleicht lieber vergessen hätten.

Doch vergessen ist nicht möglich und vergessen ist falsch. So sehr es auch schmerzt, sich mit diesem Kapitel unserer Stadtgeschichte, der Nazi-Zeit und den Entwicklungen dorthin, zu beschäftigen.

Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann aus ihr lernen. 

Ich hoffe daher sehr, dass wir aus dem noch nicht ganz vorliegendem Buch von Dr. Karl viel lernen können. 

  • Wie es soweit kommen konnte, dass Coburg zur ersten kreisfreien Stadt mit einem NSDAP-Bürgermeister und zuvor einer absoluten NSDAP-Stadtratsmehrheit mit 13 von 25 Sitzen geworden ist. 
  • Wie es soweit kommen konnte, dass die Coburgerinnen und Coburger so früh dem brutalen Gedankengut der Nazis gefolgt sind und es u.a. in der Verfolgung der Coburger Juden so bereitwillig umgesetzt haben. 

Ich denke nach der Lektüre der vorliegenden 750 Seiten von Eva Karl werden wir hierzu vertiefte Erkenntnisse auf der Basis wissenschaftlicher Arbeit und noch vorhandener Quellen erlangt haben. 

Und mit diesem Wissen haben wir eine große Chance: 

Zu verstehen, was die Coburgerinnen und Coburger angetrieben hat. 

Zu verstehen, was der Nährboden war für die Entwicklungen zu Beginn der Nazi-Zeit war.

Und dafür sorgen, dass ein solcher Nährboden hier nie wieder entstehen kann.

Auch wenn wir sehr lange auf diese Art der Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der Stadtgeschichte gewartet haben – vielleicht ist es ja in den aktuellen Zeiten genau richtig, dass wir uns ab heute endlich ganz tief damit beschäftigen können.

In einer Zeit, in der wir feststellen, dass unterschiedliche Meinungen schwer akzeptiert werden. Die Grenze zwischen Meinung und Tatsachen verschwimmt. In einer Zeit in der der Ton rauer wird und die Hemmschwellen sinken. In einer Zeit in der Sprache verroht und Gewalt gegenüber Andersdenkenden, auch Politikern zunimmt. 

Wenn wir etwas aus der Geschichte lernen wollen in der offensichtlich die Ausgrenzung Andersdenkender bis hin zum millionenfachen Massenmord Realität waren, dann ist unser aller Aufgabe klar und deutlich zu sagen: Demagogen, Populisten und Radikale haben hier in Coburg und ganz grundsätzlich in unserer Gesellschaft keinen Platz.  

Ganz speziell für unsere Heimatstadt gilt: Coburg ist bunt. Coburg ist weltoffen. Coburg ist das Zuhause für jeden, der sich an die Grundfeste unserer Demokratie hält. 

Insofern kann ich nur hoffen, dass viele Coburgerinnen und Coburger das Buch von Dr. Eva Karl lesen werden – auch wenn das bei 750 Seiten mit harter Kost sicherlich kein literarischer Spaziergang werden wird. 

Und auch etwas Zeit benötigt.

Bis Sie alle das Buch in Händen halten können, wird es sicherlich Winter werden. Denn vom fertigen Manuskript zum gedruckten Buch liegt noch etwas Arbeit vor Frau Dr. Karl, der Kommission und dem Verlag.

Dennoch ist heute ein guter Zeitpunkt mit einigen Danksagungen zu schließen.

Danke an meinen Vorgänger Norbert Tessmer, der sich für die Entstehung dieses Buches sehr eingesetzt hat. 

Danke an den damaligen Stadtrat im Jahr 2015, der trotz damals finanziell schwierigen Zeiten, dieses zugegeben finanziell umfangreiche Projekt bewilligt hat. 

Vielen Dank an unser Amt für Schule, Kultur und Bildung, das für die Verwaltung den Weg von 2015 bis heute mitgegangen ist.

Danke an Herrn Prof. Melville, der als Leiter der Kommission die Entstehung dieses Buches mit sehr viel Leidenschaft und Expertise begleitet hat. 

Vielen Dank an alle, die bisher an diesem Buch mitgewirkt und Eva Karl unterstützt haben. 

Aber vor allem: Vielen Dank, liebe Frau Dr. Karl. 

Dieses Buch, diese Aufgabe, hat Sie nun über neun Jahre begleitet. Neun Jahre in denen sich auch in Ihrem Leben so einiges verändert hat. 

Es war sicherlich nicht einfach immer wieder an den Schreibtisch zurückzukehren – vor allem aufgrund des Themas und den vielen Grausamkeiten, die sich lesen und verarbeiten mussten, 

Sie haben neun Jahre lang, Zeit, Wissen, Expertise und vermutlich auch ein bisschen Schweiß in dieses Buch fließen lassen. 

Sie haben sich diese große Aufgabe unserer Stadt zu Ihrer eigenen gemacht. 

Dafür meinen und unser aller herzlichen Dank. 

Ich bin sehr gespannt, was Sie und Prof. Melville uns nun zu berichten haben. Einige Einblicke haben wir in dieser Zeit ja als Stadtrat schon erhalten. 

Das war für mich persönlich immer emotional sehr berührend. 

Ich denke das wird auch heute wieder so sein. 

Ihnen allen nochmals herzlich Willkommen.

 

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