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Stadt Coburg

20. Mai 2024

Rede zum Festkommers des CC 2024

Am Montagabend war Oberbürgermeister Dominik Sauerteig Gast beim Festkommers des Coburger Convents auf dem Ketschenanger. Hier können Sie seine Rede nachlesen.

Hohes Präsidium,

Sehr geehrte Herren Chargierte,

meine sehr geehrten Herren,

 

zunächst einmal herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung heute hier im Festzelt zum Festkommers.

Herzlichen Dank an dieser Stelle zunächst auch für die freundlichen Worte und bunten Darstellungen im letzten CC-Blatt. Auch wenn sie nicht an die Superlative der Süddeutschen Zeitung aus dem letzten Jahr herankommen. Den frommen Wunsch auf durchgehend positive Worte für Sie alle und den Coburger Convent von Herrn Farbenbruder Haß aus dem letzten CC-Blatt erfülle ich heute aber auch leider wieder nicht. Ich glaube das hatten Sie auch so erwartet, und Erwartungen soll man schließlich als guter Politiker auch erfüllen. Ich hatte letztes Jahr an gleicher Stelle ausgeführt, dass ein offener und ehrlicher Austausch wichtig ist. Und man selbstverständlich unterschiedlicher Meinung sein kann. Aber man muss auf Augenhöhe und fair diskutieren. Ich denke, das ist uns ganz grundsätzlich im vergangenen Jahr durchaus gelungen.

Die Meinung zum Fackelzug von Herrn Haß im CC-Blatt respektiere ich, aber ganz grundsätzlich bleibt es für mich dabei: Gerade auch vor dem Hintergrund der Schilderungen von Frau Dr. Eva Karl letzte Woche in ihrem Werk Coburg voran! – herrschen und leben in der ersten nationalsozialistischen Stadt Deutschlands und der geschilderten prominenten Rolle des Rathausbalkons und des Marktplatzes finde ich das unkontrollierte Werfen von Fackeln auf den Coburger Marktplatz und die dadurch erzeugten Bilder mit einem Redner aus erhöhter Position nicht zeitgemäß. Dabei gäbe es durchaus Veränderungsmöglichkeiten, selbst wenn man grundsätzlich am Ritual Fackelzug festhalten möchte. Schon durch kleine Veränderung kann man durchaus eine große Wirkung erzielen. Mein Gesprächsangebot aus dem Jahr 2022 zur Ausgestaltung des Montagabends, dass ja zwischenzeitlich auch Teil eines Leaks ist, gilt hier weiterhin. Herzlichen Dank an dieser Stelle schon einmal, dass die Hebebühne später nicht höher als der Rathausbalkon fahren wird. Aber so viel zum für den CC kritischeren Teil meiner Rede.

Ich denke, das war für Sie alle besser zu ertragen als die Worte aus dem letzten Jahr. Eines kann ich Ihnen gewiss sagen. Als Oberbürgermeister dieser wundervollen Stadt und als Mensch Dominik Sauerteig beschäftige ich mich wie ebenfalls im CC-Blatt berichtet bei Terminen lieber mit Fröhlichkeit und guter Laune als mit Destruktivität und Konfrontation. Und ich würde auch lieber zu diesem Kommers kommen, um Kommerslieder zu singen etwas Bier zu trinken und ein kurzes vielleicht auch teilweise konstruktiv-kritisches Grußwort für die Stadt Coburg zu halten, als unter Dauerbeobachtung und unsachlicher zum Teil unverschämter Kritik von allen Seiten zu stehen. Angesichts der Turbulenzen im letzten Jahr rund um den CC war auch in diesem Jahr nicht damit zu rechnen, dass Coburg bundesweit an Pfingsten keine mediale Erwähnung finden wird. Und ich denke Ihnen lieber Herr Stech, geht es da ähnlich wie mir. Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.

Im vergangen Jahr habe ich meine Rede vor allem an Sie alle hier im Zelt gerichtet. Heute will ich mich auch an die Zuhörer außerhalb richten. Vielleicht ist das Richtmikrophon wieder eingeschaltet. Wenn Coburgerinnen und Coburger Kritik am Pfingstreiben hier in Coburg äußern, dann ist das selbstverständlich zu begrüßen, schließlich betrifft es ihren eigenen Lebensraum und ihr eigenes zuhause. Das nennt sich gelebte Meinungsvielfalt in der Demokratie. Friedlich, mit Anstand und Respekt und möglichst mit positiven Botschaften. Nicht ausschließlich mit Destruktivität und Störungswahn. Wer sich aber zurecht über angedachte Fahndungsaktionen gegenüber kritischen Journalisten aufregt, der sollte auch nicht mit ähnlicher Stilistik bei den eigenen Plakaten arbeiten. Oder in Bezug auf Demonstrationen verbreiten, diese vor allem durchzuführen, um andere Veranstaltungen zu stören. Demonstrationstouristen, die aus ganz Deutschland nach Coburg kommen, um Streit, Randale und Gewalt mitzubringen, vermummt vor Graffitiwänden mit der Aufschrift Kampf dem CC stehen, und regelmäßig vorsätzliche Sachbeschädigungen begehen brauchen wir hier sicher nicht. Denn letztlich tragen sie maßgeblich dazu bei, dass ein schlechtes Licht auf unserer weltoffene und tolerante aber eben auch traditionsreiche Stadt Coburg fällt.

Coburg, eine alte Residenzstadt, die früh auch liberale Entwicklungen zuließ. Diese Tradition prägt eben auch das Veranstaltungsgeschehen 175 Jahre später und kann nicht einfach ausgeblendet werden. Geschichte prägt nun einmal einen Lebensraum und zwar nicht nur bezogen auf Bauwerke. Während andere Fürsten um Leib und Leben fürchten müssen, als 1848 auch in Deutschland die Revolution ausbricht und ihre "Untertanen" lauthals Bürgerrechte, Pressefreiheit, Volksvertretung und Bürgerwehren fordern, kann Ernst II. ruhig in Coburg schlafen. In seinem Land findet die Revolution im Saale statt. Deshalb tagt der Deutsche Nationalverein in Coburg, werden der Deutsche Sängerbund, der Deutsche Turnerbund und der Deutsche Schützenbund unter dem Protektorat des Coburger Herzogs gegründet. Auch der Coburger Convent fußt durch seine Vorgängerverbände auf dieser Tradition. 

Coburg, eine Stadt in der die unrühmliche braune Vergangenheit eben nicht verschwiegen oder unten den Tisch gekehrt wird, sondern in der eine transparente Gedenk- und Erinnerungskultur gelebt wird. Erst kürzlich wurde die Aufarbeitung der Geschichte der Stadt Coburg zur NS-Zeit vorgestellt. Ich hatte das eingangs schon erwähnt. Eine Stadt in der wir zu unserer humanitären Verpflichtung stehen und überproportional viele Geflüchtete eine neu dauerhafte oder temporäre Heimat finden. Eine Stadt in der sich ehrenamtliche mit Leib und Seele der Integration widmen. Dieses schlechte Licht in das wir jährlich auch aufgrund von Teilen der Demonstrationstouristen gerückt werden, ist milde ausgedrückt unschön. Das braucht kein Mensch.

Denn zur Wahrheit gehört auch, die deutschlandweiten Schlagzeilen mit all seinen negativen Folgen prägt doch nicht der CC, sondern der zum Teil pauschalisierende Protest dagegen. Ich würde mir daher eine Abgrenzung der Coburgerinnen und Coburg, die sicher aus nachvollziehbaren Gründen sachlich Kritik üben wünschen, von denen die Gewalt, vorsätzliche Sachbeschädigung wie dieses Jahr wieder am Ehrenmal zu sehen und Unfrieden nach Coburg bringen. In diesem Sinne abschließend mein Appell an alle draußen und drinnen im Zelt.

In einer Zeit, in der Hass und Hetze, Gewalt und Krieg allgegenwärtig sind, sollten alle, denen etwas an unserer Demokratie mit ihren Freiheits- und Gleichheitsgrundrechten liegt, all diejenigen, die gerne für eigene Aktivitäten die eigenen verfassungsmäßigen Rechte in Anspruch nehmen, Mäßigung in Verhalten und Sprache an den Tag legen. Und respektieren, dass die eigenen Rechte bezogen auf die eigenen Anliegen auch anderen bezogen auf deren Anliegen zustehen. Das wäre dem 75. Geburtstag unseres Grundgesetztes wirklich angemessen. Und wer das nicht tut, der sollte in einem Rechtsstaat mit allen gesetzlichen Möglichkeiten konfrontiert werden. 

In diesem Sinne abschließend mein Dank an die vielen Hundert Polizistinnen und Polizisten, die auch in diesem Jahr notwendig waren und sind, um an diesem Wochenende unser aller Sicherheit möglichst weitestgehend zu gewährleisten.

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Bildnachweise

  • Michael von Aichberger