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Stadt Coburg

Abschied

Gedenken an Kammersänger Michael Lion

Liebe Familie Lion, 

liebe Angehörige, liebe Kolleginnen und Kollegen,

sehr geehrte Trauergemeinde,

 

wir nehmen heute Abschied von Michael Lion. 

Worte, die für Sie, liebe Familie, liebe Freunde, aber auch für seine Kolleginnen und Kollegen des Landestheaters, die gesamte Stadtverwaltung und auch für mich ganz persönlich unbegreiflich sind. 

Erst vor ein paar Monaten, im Februar dieses Jahres, habe ich schon einmal eine Rede auf ihn gehalten. Als Überraschung für die Öffentlichkeit nach einer Vorstellung des Fliegenden Holländers. Und mit einer ganz besonderen Ehre: Ich durfte Michael Lion zum ersten Kammersänger des Landestheaters ernennen. 

Es war ein besonderer Moment – für uns alle. Mit Gänsehaut, Freudentränen, nicht enden wollendem Applaus, Schwelgen in Erinnerungen. 

In diesem Moment der Freude, des Feierns haben wir uns alle mit keinem Gedanken vorstellen können, dass wir heute hier wieder zusammen sind. 

Mit Michael Lion verlieren das Coburger Landestheater und die Stadt Coburg nicht nur einen hervorragenden Sänger. Sie verlieren einen Künstler mit Ausstrahlung – auf der Bühne wie im Leben.

Michael Lion war nicht nur ein großer Künstler. Er war ein feiner Mensch – klug, warmherzig, humorvoll, bescheiden. Er war ein Kollege, auf den man sich verlassen konnte. Ein Gesprächspartner mit Tiefgang. Ein Künstler mit Haltung.

17 Jahre lang war Michael Lion fester Bestandteil unseres Ensembles, eine zentrale Säule des Theaters. Und hat das kulturelle Leben in unserer Stadt bereichert.  

Er stand für höchste darstellerische Qualität, für musikalische Tiefe und beeindruckende Bühnenpräsenz. 

Und für allem stand er für eines: für Wagner. 

Auch wenn die Liste seiner Rollen sich liest wie ein Querschnitt durch alle großen Basspartien der Opernliteratur und er seine Vielseitigkeit immer wieder unter Beweis stellen konnte – egal ob als Mephisto, Leporello oder Dr. Bartolo. 

Es waren die großen Wagner-Figuren, die ihn begeisterten. Und mit denen er Coburg begeisterte: Egal ob als Wotan in Rheingold und in Walküre, als Wanderer in Siegfried, Hagen in der Götterdämmerung oder Gurnemanz in Parsifal. 

Wagner war sein Ding. 

Nicht umsonst, wollte er nach der kommenden Spielzeit, seiner letzten Spielzeit in Coburg, als Wagner-Sänger die Republik erobern. Davon hat er mir ganz persönlich mit strahlenden Augen berichtet. 

Nun aber kam alles anders. Diese vergangene Spielzeit, in der er uns bis zum letzten Tag, zur letzten Vorstellung in so vielen Rollen begeisterte, sollte seine letzte sein. 

Und es passt irgendwie zu ihm – zu Mister zuverlässig, dass er uns eben erst nach dem Ende der Spielzeit verlassen hat. In den 17 Jahren am Coburger Landestheater hat er nur eine einzige Aufführung verpasst. 

Nun also müssen wir alle endgültig Abschied nehmen von Michael Lion. Diese Nachricht hat uns alle tief getroffen. 

Sie hinterlässt eine große Leere – vor allem bei seiner Familie und seinen Freunden. Aber auch in unserem Ensemble, im Landestheater und in den Herzen der Menschen, die ihm begegnet sind. 

Auch wenn es im Moment, gerade für Sie, liebe Familie Lion, kaum Trost geben kann – doch vielleicht ist es das in einer Weile: Er wurde geschätzt hier in Coburg, vom Publikum, von seinen Kolleginnen und Kollegen, von uns allen. 

Und was bleibt ist die Erinnerung einer ganzen Stadt – an eine besondere Stimme. Die nie ganz verstummen wird, sondern weiterleben wird in der Musik, in der Erinnerung und in unserem Landestheater. 

Die Stadt Coburg und das Landestheater Coburg verneigen sich in Dankbarkeit und Respekt vor unserem Kammersänger Michael Lion und werden sein Andenken in Coburg in Ehren halten. 

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