Wie wird Coburg in Zukunft geheizt – und zwar so, dass es sowohl klimafreundlich als auch bezahlbar bleibt? Genau darum ging es bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Kongresshaus Rosengarten. Vertreter*innen der Stadt, der SÜC, des Zentrums für Digitale Entwicklung (ZDE) und des Ingenieurbüros Greenventory stellten dort die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung vor und luden die Bürger*innen zum Mitgestalten ein.
„Es geht nicht darum, Vorgaben zu diktieren“, betonte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig gleich zu Beginn. „Sondern darum, Perspektiven aufzuzeigen, wie eine sichere und bezahlbare Wärmeversorgung in jedem Stadtteil möglich werden kann.“ Der Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus folgenden Engpässe bei fossilen Energien hätten gezeigt, wie wichtig Unabhängigkeit sei „und wie dringend wir neue Wege brauchen.“
Wärmeplanung als Orientierung, nicht als Vorschrift
Dass sich Menschen Sorgen machen, ihnen werde von oben eine bestimmte Heizungslösung vorgeschrieben, räumte Sauerteig aus: „Sie entscheiden weiterhin selbst, wie Sie in Ihrer Immobilie heizen.“ Die kommunale Wärmeplanung sei keine Anordnung, sondern ein Informationsangebot und diene vor allem dazu, die Stadt und ihre Infrastruktur sinnvoll weiterzuentwickeln.
Kirsten Köhn, Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit, führte durch die Inhalte des Plans. Die Architektin und Energieberaterin betonte: „Es geht um bezahlbare, verlässliche und klimafreundliche Energieversorgung – heute und in Zukunft.“ Die kommunale Wärmeplanung zeige, wo Wärmenetze Sinn ergeben, wo eher individuelle Lösungen gefragt sind und wie man Sanierung und Technik sinnvoll aufeinander abstimmen kann. Ein wichtiges Ziel: bis 2040 den CO₂-Ausstoß im Wärmesektor nahezu auf null senken.
Wo Wärmenetze entstehen können – und wo nicht
In der Analyse hat die Stadt Coburg Eignungsgebiete identifiziert, in denen ein Wärmenetz wirtschaftlich und technisch sinnvoll wäre – meist dort, wo viele Gebäude dicht beieinanderliegen oder es Großabnehmer gibt. In weniger dicht bebauten Gebieten hingegen werden dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen, Geothermie oder Pelletheizungen realistischer sein. Köhn betonte: „Auch diese Lösungen sind wichtig – sie machen den Großteil des Stadtgebiets aus.“
In sogenannten Fokusgebieten – etwa am Heimatring, im Thüringer Viertel oder in Wüstenahorn – will die Stadt gemeinsam mit Anwohnenden besonders intensiv weiterarbeiten. Dort sollen Pilotprojekte wie Quartierssanierungen oder Wärmenetze entstehen. Wer in einem solchen Gebiet lebt, kann sich aktiv einbringen, ist aber zu nichts verpflichtet.
Fernwärme – ein Coburger Erfolgsmodell mit Potenzial
Wie gut Coburgs Fernwärmenetz bereits aufgestellt ist, erläuterte Stefan Schneidawind von der SÜC. 79 Prozent der eingespeisten Energie stammen schon heute aus erneuerbaren oder unvermeidbaren Quellen wie dem Müllheizkraftwerk. „Unser Primärenergiefaktor liegt bei 0,22 – das ist ein hervorragender Wert“, so Schneidawind. Der weitere Ausbau sei geplant, unter anderem durch die Nutzung von Abwärme aus der Kläranlage. Auch neue Quartiere – zum Beispiel am DEMO oder im Kürengrund – sollen angeschlossen werden.
Dennoch machte Schneidawind auch klar: „Wir können nicht überall gleichzeitig ausbauen.“ Die Fernwärme sei dort besonders effizient, wo viele Haushalte auf engem Raum versorgt werden können. Einzelne Anfragen – etwa aus der Sauerbruchstraße – würden geprüft, aber auch von Fördermitteln, Anschlussbereitschaft und personellen Ressourcen abhängig gemacht.
Unterstützung und Beratung für Eigentümer*innen
Wer sich über seine individuellen Möglichkeiten informieren möchte, kann sich an die Energieberatung (Öffnet in einem neuen Tab)der Stadt wenden. Neben der Bürgersprechstunde zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Zukunftsraum, Steinweg 14, ist ein webbasiertes Planungstool in Vorbereitung, das ähnlich wie das Solarpotenzialkataster (Öffnet in einem neuen Tab)funktioniert. Auch die kostenfreie Energie - Erstberatungen für Wohnungseigentümer*innen werden regelmäßig angeboten.
Carina Nitschke vom ZDE, die durch den Abend führte, warb dafür, die eigene Rolle nicht zu unterschätzen: „Die Wärmewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe – und jede Entscheidung vor Ort zählt.“ Die Beteiligung an diesem Abend war ein ermutigendes Signal: Zahlreiche Eigentümer*innen, Interessierte und auch politische Vertreter*innen waren der Einladung gefolgt – viele mit konkreten Fragen zur eigenen Immobilie.
Und das Gas?
Was passiert mit dem Gasnetz? Auch diese Frage wurde gestellt – und mit realistischem Blick beantwortet. Eine endgültige Entscheidung über dessen Zukunft sei aktuell nicht möglich, sagte Schneidawind. Technisch sei das Netz auf Wasserstoff umrüstbar, aber wirtschaftlich seien viele Fragen offen. Klar sei: „Gas wird nicht von heute auf morgen verschwinden – aber langfristig braucht es Alternativen.“
Fazit: Orientierung geben, nicht verordnen
Die Stadt Coburg hat mit der kommunalen Wärmeplanung einen wichtigen Schritt gemacht – nicht als starres Konzept, sondern als flexible Informationsgrundlage. Wie genau die Umsetzung vor Ort aussehen wird, entscheiden die Eigentümer*innen. Die Stadt kann nur Angebote machen. Denn: „Die klimafreundliche Wärmeversorgung ist kein Projekt von oben – sondern ein Weg, den wir gemeinsam gehen“, so OB Sauerteig.