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Stadt Coburg

Kultur von morgen

Vielseitigkeit soll sichtbar werden

Dazu entwickelt die Stadt gerade eine Kulturstrategie. Unterstützt wird die Kulturabteilung dabei vom Netzwerk Kulturberatung. Der Leiter des Netzwerks, Dr. Patrick S. Föhl, stellt das Projekt vor.

Bürgermeister Can Aydin und die Kulturbeauftragte Antoinetta Bafas freuen sich auf die Kultur von morgen.

Die Coburger Kulturszene ist im Verhältnis zur Stadtgröße ungewöhnlich umfangreich: Ein Landestheater, eine Landesbibliothek, ein Staatsarchiv, die Veste Coburg mit den bedeutenden Kunstsammlungen sowie Events wie Samba, HUK-Open-Air und andere Feste – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Die Liste der kulturellen Events und Veranstaltungen ließe sich dank der enormen Vielfalt an aktiven Institutionen, Vereinen und freien Künstlern noch lange fortsetzen. 

Doch Vielfalt benötigt Struktur, sodass sich jeder entwickeln kann und alle Facetten der kulturellen Aktivitäten sichtbar werden können. Bürgermeister Can Aydin und die Kulturbeauftragte des Coburger Stadtrates, Antoinetta Bafas, haben sich dies zur Aufgabe gemacht: Eine Kulturstrategie, die auf die Beteiligung der Bürger*innen und Kulturschaffenden aller Sparten setzt, soll dafür sorgen, dass die Kultur in Coburg auch für die nächsten Generationen attraktiv bleibt. 

#Kulturvonmorgen)) ist das Leitmotiv der Kulturstrategie – ein Prozess, der alle kulturinteressierten Bürger*innen sowie Kulturinstitutionen,-vereine, freie Kulturschaffende etc. zur Beteiligung motivieren möchte. 

Dr. Patrick S. Föhl begleitet die Stadt bei der Entwicklung der Kulturstrategie.

Das Netzwerk Kulturberatung unterstützt als externer Begleiter bei dieser Aufgabe. Dr. Patrick S. Föhl, Leiter des Netzwerkes, verrät, weshalb eine Kulturstrategie wichtig ist und wie der Prozess ablaufen wird.

Welche Bedeutung hat Kultur für eine Kommune?

Kultur schafft Identität, verbindet Menschen und macht Orte lebendig. Sie ist kein »Nice-to-have«, sondern ein zentraler Bestandteil kommunaler Entwicklung und gesellschaftlichen Zusammenhalts. Dafür müssen sich Kunst und Kultur allerdings immer engmaschiger eine entsprechende Relevanz bei den Bürger*innen erarbeiten, um diese Potenziale auch voll entfalten zu können.

Vor welchen Herausforderungen steht die Kulturlandschaft der Kommunen?

Der Druck wächst gegenwärtig stetig: Globale Krisen, Klimawandel, finanzielle Engpässe, Fachkräftemangel, Social Media, Künstliche Intelligenz, gesellschaftliche Polarisierung – all das verlangt neue Antworten auf überwiegend alte Fragen. Denn Kultur muss sich schon seit längerem behaupten und gleichzeitig immer radikaler öffnen, um dauerhaft eine nachhaltige Position im Rahmen ihres Aufgaben- und Zielspektrums einzunehmen.  

Warum ist eine Kulturstrategie ein wichtiger Baustein, um Herausforderungen zu meistern?

Strategien geben Richtung, schaffen Transparenz und stärken die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Sie machen kulturelles Handeln sichtbarer und nachhaltiger. Eine Kulturstrategie allein ist noch keine Lösung. Aber im Sinne einer rollenden Planung ein wichtiger Startpunkt, mittels Zielen, Schwerpunkten und neuen Ideen weitreichende Selbstvergewisserungs- sowie Transformationsprozesse anzustoßen. Und dies möglichst verbindlich, da solche Prozesse heutzutage auf dem Fundament von Analysen und Partizipation gebaut werden.

Was sind die Herausforderungen bei der Begleitung von Kommunen in Kulturstrategieprozessen?

Die lokalen Themen, Besonderheiten und vor allem die Menschen! Jede Kommune hat ihr eigenes Profil und ihre Spezifika. Zugleich gibt es überall ähnliche Herausforderungen und Diskussionen. Es ist spannend, gemeinsam in die Zukunft zu denken und ins Handeln zu kommen. Das ist zu Beginn nicht selten zäh, da erst ein kollektives Vertrauen aufgebaut werden muss. Umso schöner ist es dann zu sehen, wie gemeinsame Ideen und Lust auf die entsprechende Umsetzung entstehen. 

Welches sind die Herausforderungen an der Kulturentwicklung für Coburg?

Coburg steht für Tradition und Qualität – zugleich braucht es Räume für Wandel, Beteiligung und neue Formate. Der Schlüssel liegt im Miteinander: zwischen Politik, Verwaltung, Kulturakteur*innen und Stadtgesellschaft, um zu möglichst verbindlichen Maßnahmen zu kommen, die – wo sinnvoll – Bestehendes stärken, ebenso wie neuen Ideen Raum geben, denn Kunst und Kultur leben nicht zuletzt von der Veränderung. 

Wie geht’s los?

Mit der Einberufung des Beirats für die Kulturstrategie hat Coburg bereits ein starkes Zeichen gesetzt: für Beteiligung, für Perspektivenvielfalt, für echten Dialog. Der Beirat wird ein wichtiger Resonanzraum für den Strategieprozess sein. Ebenso holen wir uns durch die erste Online-Umfrage im Mai ein Stimmungsbild ein, welches uns hilft, die Ausgangssituation besser zu verstehen und die nächsten Schritte, u. a. im Rahmen von Interviews und Workshops optimal planen zu können.

Wer ist der externe Begleiter Patrick S. Föhl?

Dr. phil. Patrick S. Föhl ist seit 20 Jahren Leiter des von ihm gegründeten »Netzwerk Kulturberatung« in Berlin. Er ist ein internationaler Kulturentwicklungsplaner und Kulturmanagement-Trainer. Er ist spezialisiert auf die Themen Transformation, strategische Planung, Partizipation und Kooperation. Seit 2004 war er für über 40 partizipative und transformative Kulturplanungsprojekte verantwortlich, auch hier in der Region, z. B. für Nürnberg, Forchheim, die Landkreise Sonneberg sowie Hildburghausen und den Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Als Redner, Coach und Trainer arbeitet er weltweit an Universitäten und Institutionen. Seit 2014 ist er aktiv in die Entwicklung und Durchführung unterschiedlicher kultureller Transformations- und Empowerment-Projekte des Goethe-Instituts Ukraine eingebunden, aktuell im Rahmen des Cultural Transformation Lab Ukraine. Weitere Informationen: www.netzwerk-kulturberatung.de

Was passiert in der Kulturstrategie?

1.      Analysephase:
- Durchführung von Umfragen,
- Netzwerkanalyse
- Leitfadengestützte Interviews

2.      Beteiligungsphase
- Workshops der Kulturakteur*innen und Querschnittsakteur*innen
- Bürgerbeteiligung

3.      Konzeptionsphase
- Erstellen eines Abschlussberichtes, kulturpolitischer Leitlinien, Handlungsempfehlungen, konkreter Projekte