Mit dem neuen Kommunalen Wärmeplan (KWP) setzt die Stadt Coburg ein klares Zeichen für den Klimaschutz und eine nachhaltige Energiezukunft. Der umfassende Bericht, der von der greenventory GmbH erarbeitet wurde, zeigt auf, wie die Wärmeversorgung bis 2040 weitgehend klimaneutral gestaltet werden kann. Dabei ist die Wärmewende ein zentraler Hebel für die Reduktion von Treibhausgasen: Etwa die Hälfte des gesamten Endenergieverbrauchs entfällt auf Heizen, Warmwasser und Prozesswärme.
Aktueller Status und Herausforderungen
Derzeit stammt noch ein Großteil der Wärmeversorgung Coburgs aus fossilen Energieträgern. Rund 81,7 Prozent der genutzten Energie basieren auf Erdgas und Heizöl. Mit jährlich über 125.000 Tonnen CO₂-Emissionen ist vor allem der Wohnsektor mit fast 70 Prozent der größte Verursacher. Eine Schlüsselrolle spielen daher Sanierungen im Gebäudebestand, von dem über 70 Prozent vor 1979 errichtet wurden und energetisch nachgerüstet werden müssen.
Elf Maßnahmen für die Wärmewende
Der Bericht benennt elf konkrete Maßnahmen. Diese reichen von der systematischen Erweiterung und Effizienzsteigerung des Fernwärmenetzes – aktuell werden nur 492 Gebäude über Fernwärme versorgt – bis hin zur Prüfung neuer Eignungsgebiete in Stadtteilen wie Wüstenahorn, Pilgramsroth und dem Thüringer Viertel. Viele Bereiche der Stadt werden aber dauerhaft nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können. Ein Transformationsplan soll das Gasnetz langfristig auf Wasserstoff- oder erneuerbare Energien umstellen.
Daneben setzt der Plan auf ein umfangreiches Beratungs- und Informationskonzept für Hauseigentümer, Vermieter und Mieter. Energetische Sanierungen, die Umstellung auf Wärmepumpen oder der Anschluss an Fernwärmenetze werden aktiv gefördert. Ein digitales Planungstool soll Eigentümern helfen, den energetischen Zustand ihrer Gebäude einzuschätzen und individuelle Sanierungsfahrpläne zu entwickeln.
Ganzheitlicher Ansatz mit Blick auf Strom und Mobilität
Ein besonderes Merkmal des Wärmeplans ist die sektorenübergreifende Perspektive. Mit dem steigenden Einsatz von Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und Elektromobilität verändert sich nicht nur die Wärme-, sondern auch die Strominfrastruktur. Der KWP analysiert diese Wechselwirkungen und macht Vorschläge für eine integrierte Energieplanung, um Stromnetze fit für die Zukunft zu machen.
Beteiligung und Kommunikation
Die Erstellung des KWP wurde von intensiven Workshops mit Bürgern, Industrievertretern, Handwerk und Verwaltung begleitet. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig hebt die Bedeutung dieses Beteiligungsprozesses hervor: „Nur wenn wir gemeinsam handeln, schaffen wir den Wandel hin zu einer klimagerechten, lebenswerten und zukunftssicheren Stadt.“ Geplant sind nun eine breit angelegte Informationskampagne, Social-Media-Aktionen sowie Veranstaltungen wie ein „Tag der offenen Tür“ bei den Stadtwerken, um die Bevölkerung aktiv einzubinden.
Ziele und Ausblick
Der KWP ist nicht nur ein Plan, sondern ein dynamischer Prozess. Er wird alle fünf Jahre überprüft und angepasst, um auf technologische Entwicklungen und neue gesetzliche Rahmenbedingungen reagieren zu können. Ziel ist es, Coburg als Vorreiter für klimafreundliche Wärmeversorgung zu positionieren und langfristig Energieversorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Klimaneutralität zu vereinen.