Bunte Ballons steigen in den Himmel, wie ein leiser Gruß an die, die nicht bleiben durften. „Ein stiller Gruß für eure Geschwister im Himmel“, sagt Gabriele Kahl vom Bestattungsinstitut Kahl, während sie den Kindern die Ballons reicht. Es ist einer dieser Momente, in denen Worte kaum ausreichen. Zweimal im Jahr werden auf dem Coburger Friedhof Sternenkinder beigesetzt. Ihre Familien konnten Sie nicht kennenlernen und doch haben sie tiefe Spuren hinterlassen.
Im September wurde für sie ein neuer Ort auf dem Coburger Friedhof geschaffen: der Garten der Sternenkinder. Er ist ein Platz des Abschieds und der Wiederkehr. Rund drei Jahre lang reifte die Idee in den Herzen der Beteiligten. „Das Coburger Sternenkinderteam ist ein eingeschweißter Haufen. Wir harmonieren seit vielen Jahren wundervoll miteinander, immer Hand in Hand für die Sterneneltern“, sagt Sandra Wagner, Gründerin und Leiterin der Selbsthilfegruppe Sternenkinder Coburg. Gemeinsam mit der Klinikseelsorge, der Schwangerschaftsberatung der Diakonie, dem Bestattungsinstitut Kahl und unterstützt vom Grünflächenamt der Stadt Coburg entstand ein Ort, der Trost spendet und Symbolik trägt.
Der neue Garten orientiert sich an den vier Elementen – Erde, Wasser, Feuer und Luft. Sie stehen für das, was bleibt, und das, was weiterzieht. Die Erde trägt die kleinen Sternchen. Ein Fluss aus blauen Blumen symbolisiert das Wasser, den Fluss des Lebens, der aus einer Quelle entspringt. Eine kleine Brücke führt darüber und steht für die Verbindung zwischen der Welt der Lebenden und dem Ort, an dem die Sternenkinder nun sind. Kerzen stehen für das Feuer, das Licht und Wärme schenkt. Zwischen Stelen, die mit ausgestanzten Sternen gestaltet sind, bewegt der Wind sanft die Gräser. Die Stelen wurden von der Firma Geiss gestiftet.
Ein Briefkasten für die „Himmelspost“ lädt dazu ein, Gedanken, Wünsche oder kleine Botschaften an die Sternenkinder zu hinterlassen. „Eltern oder Geschwister können einfach ein paar Zeilen schreiben, das kann helfen, das Herz zu erleichtern“, erzählt Susanna Roßteutscher von der Schwangerschaftsberatung der Diakonie.
Die erste Beisetzung im Oktober 2025 war ein stiller, aber bedeutender Moment. Durch die Andacht führten Angelika Jäger und Detlev Juranek von der Klinikseelsorge, die seit Kurzem die Aufgaben von Susanne Thorwart übernommen haben. Beide betonten, wie wichtig es ist, einen Ort der Erinnerung zu schaffen, an dem Trauer, Liebe und Hoffnung ihren Platz finden. Harald Demetz begleitete die Feier mit sanften Gitarrenklängen. „Es ist kein lauter Abschied, sondern ein leises Gedenken. Doch gerade in dieser Stille liegt so viel Liebe“, sagt Sandra Wagner.
Auch Gabriele Kahl, die seit über 20 Jahren die Bestattung der Sternenkinder begleitet und organisiert, war von Anfang an in die Planung des neuen Feldes eingebunden. Sie kümmert sich um die Organisation - wie den Sarg, die Überführung, die Blumen, die Dekoration, die Kondolenzliste, um die Begrüßung und um die bunten Ballons am Ende der Feier, damit sich die Blicke wieder nach oben wenden und selbst kleinen Geschwistern der Abschied in guter Erinnerung bleibt. Für den neuen Garten spendete sie zudem eine Bank, die ein Platz zum Verweilen, für Eltern, Großeltern, Geschwister oder Menschen, die einfach kurz innehalten möchten, ist. „Es kommen auch Menschen, deren Verlust schon lange zurückliegt. Viele finden hier oder bei der Beisetzung die Möglichkeit, das Erlebte noch einmal in Frieden zu betrachten“, erzählt Kahl.
Die Suche nach dem passenden Platz für das neue Grabfeld dauerte ihre Zeit. Gemeinsam mit dem Grünflächenamt wurde ein sonniger Ort neben dem Mausoleum gefunden. „Uns war wichtig, dass die Sternenkinder sichtbar bleiben, mitten im Leben. Genau dort, wo sie hingehören“, betont Sandra Wagner.
Der Garten der Sternenkinder ist ein besonderer Friedhofsbereich. Jede Blume, jeder Stein, jede Kerze erzählt von einem kleinen Leben, das zu früh gegangen ist. Und von den Menschen, die dafür sorgen, dass diese Leben nicht vergessen werden.
Die nächste Beisetzung der Sternenkinder findet am 13. März 2026 statt. Dann werden sich wieder Familien, Begleiterinnen und Begleiter, vielleicht auch stille Besucherinnen und Besucher versammeln, um zu trauern, zu erinnern und ein kleines Licht in den Himmel zu schicken.