Im Oktober 2022 wurde das Ladenlabor „Showroom 14“ im Steinweg 14 offiziell eröffnet. Das Konzept ist eines von 10 Coburger Modellprojekten im Bayerischen Fitnessprogramm „Starke Zentren“ und wurde gefördert aus Mitteln des „Sonderfonds Innenstädte“ beleben, den die Landesregierung von Bayern für Sofortmaßnahmen zur Innenstadtbelebung nach Corona aufgelegt hat. Die Stadt Coburg unterstützt über die Projektgruppe Stadtmacher das von privaten Akteuren initiierte und inzwischen seit sechs Monaten betriebene Projekt.
Das Ladenlabor SHOWROOM14, im Steinweg 14 in Coburg, bringt die Vorteile aus physischem Ladengeschäft und digitalem Onlineshop zusammen. Noch über den Sommer wird das Konzept – nahezu unter Realbedingungen – getestet. Das System ist für bestehende stationäre Einzelhandelsgeschäfte konzipiert, die mit dieser App ihr bestehendes Sortiment erweitern können, ohne zusätzlich Lagerfläche schaffen zu müssen und Kapital in Wareneinkauf zu investieren. Für jeden erfolgreichen Verkauf erhalten die Händler eine Verkaufsprovision vom Hersteller. Nach dem Prinzip Anprobieren – scannen – bezahlen wird der virtuelle Warenkorb der Kunden bequem mit den gewünschten Artikeln im Laden gefüllt und beim Verlassen des SHOWROOM14 bezahlt. Das Neue dabei: die Kleidungsstücke bleiben für die kommenden Kundinnen zur Anprobe im Laden. Der Hersteller liefert die Bestellung dann direkt nach Hause.
„Die Innenstädte bundesweit sind durch die Möglichkeiten des Internets unter Druck. Konsumenten kaufen immer häufiger online ein. Das geht zu Lasten der klassischen Läden“, sagt Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. „Wir müssen hier gemeinsam, Handel und Kommunen, neue Wege beschreiten, die Innenstädte wieder interessant zu machen. Der Showroom und andere Aktivitäten der Stadtmacher sind Ideen, die in die Zukunft weisen. Damit wollen wir die Zukunft gestalten, anstatt unsere Innenstadt von der Zukunft gestalten zu lassen.“
Showroom14 weckt überregionales Interesse
In Expertenkreisen und im interkommunalen Austausch etwa in den Netzwerktreffen zum Folgeprogramm „Kreative Zentren“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wird der Coburger Showroom als beispielhaft für innovative Lösungen gesehen und das Projekt wird von Entscheidungsträgern anderer Stadt und Stadtmarketingorganisationen mit großem Interesse verfolgt und nachgefragt. So betont der bayerische Wirtschaftsminister Hubert
Aiwanger: „Coburg ist bereit, Gewohntes zu hinterfragen und Neues zu erproben. Das ist entscheidend, um Städte zukunftsfähig und krisensicher weiterzuentwickeln und die Bürgerinnen und Bürger zu versorgen. Der Lösungsansatz ‚Showroom 14‘ ist vielversprechend und könnte beispielgebend sein für andere bayerische Städte und Gemeinden. Ganz im Sinne von ‚Abschauen erlaubt!‘“
Showroom läuft nahezu unter Realbedingungen und es liegt in der Natur eines Experiments, dass es verschiedene Phasen durchläuft. „Ladenlabore wie der Show Room 14 sind genau deshalb wertvoll, weil sie es uns erlauben es, Dinge wie dieses Digitalisierungsprojekt überhaupt erst auszuprobieren und damit völlig neue Wege zu gehen“, sagt Anette Vogel von den Stadtmachern. Gleichzeitig konnte ein Ladenleerstand über Mittel der Städtebauförderung neu belebt werden.
Nach sechs Monaten geht es nach einer kurzen Schließphase jetzt in die zweite Runde. Gefeilt wurde in den vergangenen Wochen nochmals an der App. Die Betreiber:innen Kerstin Haas, Jochen Florschütz und Andreas Kücker arbeiteten intensiv daran, die Plattform so weiterzuentwickeln und zu finalisieren, damit sie baldmöglichst auch von anderen Händlern bei Interesse genutzt werden kann. Aber auch neue Ware wurde geordert und weitere Veranstaltungskonzepte sollen den Besuch im Show-Room in den kommenden Monaten nochmals schmackhaft machen.
Hoher Informationsbedarf
Die Erkenntnisse aus den ersten sechs Monaten: Die technische Anwendung als App funktioniert bereits sehr gut. Es hat sich in der Testphase gezeigt, dass sehr viel Information, persönliche Beratung und Aufklärung über das Konzept erforderlich ist: sowohl auf Kundenseite, als auch auf Händler und Herstellerseite. Insbesondere im Nachgang der Eröffnung war das Interesse am Landekonzept groß. Kund:innen, die den Laden und das damit verbundene Konzept ausprobiert haben, gaben insgesamt ein positives Fazit zu Konzept, Idee und Ladengestaltung. Dass Kundinnen die Ware nicht sofort mit nach Hause nehmen können, wurde insgesamt nicht als Nachteil angesehen. Nachjustieren mussten die Betreiber in Sachen Sortimentstiefe und bei Details in der Benutzerführung der App.
Die Initiatoren und die Stadtmacher hatten im Vorfeld außerdem Coburger Händler:innen in den Showroom eingeladen und über das Projekt informiert. Die Skepsis war spürbar. „Wir haben umfangreiches Feedback von Kundinnen, Herstellern und Händler:innen sammeln können, um die Showrooms-Plattform weiterzuentwickeln. Im nächsten Schritt wollen wir Händler:innen davon überzeugen, dass die Anwendung per App in einem bestehenden Ladenkonzept sehr gut als Sortimentsergänzung funktionieren kann“, so Kerstin Haas
Zum Konzept
Vorteile verspricht man sich zum einen auf Seiten der Händler, aber auch der Kunden und der Hersteller bzw. Lieferanten.
Dem Händler wird die Bürde der Lagerhaltung (Platzbedarf, Abverkaufsrisiko) genommen Der Einzelhändler konzentriert sich auf seine Stärken der Beratungskompetenz und Kundeninteraktion und kuratiert sein Sortiment. Kunden haben die Möglichkeit, die passende Größe und Ausführung der Waren vor dem Kauf physisch auszuprobieren. Während im Webshop der Kunde eine nahezu unerschöpfliche Produktauswahl findet, fehlt das „Erlebnis Einkaufen“ und bei Lieferung stellt sich aufgrund nicht passender Ware oder unpassender Farbstellung schnell Frust ein und führt zu teuren Retouren. Der Verbraucher kauft im Geschäft, nimmt die Ware jedoch nicht mit, sondern erhält umgehend per Post die Waren nach Hause geliefert. Die Retourenquote wird so drastisch reduziert und unterstützt den Nachhaltigkeitsgedanken. Gerade kleine und mittlere Städte könnten davon profitieren und eine größere Anziehungskraft mit dem umfangreichen Angebot erzielen.
Showroom 14
Steinweg 14
96450 Coburg
Öffnungszeiten
Donnerstag & Freitag: 12 – 18.00 Uhr
Samstag: 11 – 16.00 Uhr