Der Steinwegvorstadt steht ein bedeutender Wandel bevor: Das Quartier ist das aktuelle Sanierungsgebiet der Stadt Coburg und wird von der Wohnbau Stadt Coburg GmbH als Sanierungsträger in den kommenden Jahren umfassend saniert. Doch schon jetzt ist der Steinweg lebendig und vielseitig, was jüngst auch beim Tag der Städtebauförderung und Steinwegfest für die Innenstadtbesucher*innen sichtbar wurde. Vor allem das Leerstandsprojekt der Stadtmacher „Zwischenzeit Steinweg“ lockt die Kreativszene in die nördliche Innenstadt.
Kostenfreie Zwischennutzungen für Studierende und Schüler*innen
Obgleich das Nutzungsentgelt bei den sanierungsbedürftigen Zwischenzeit-Objekten ohnehin schon äußerst kostengünstig ist, hat der Aufsichtsrat der WSCO – die Wohnbau Stadt Coburg GmbH ist Sanierungstreuhänder in diesem Gebiet – kürzlich beschlossen, jungen Menschen noch mehr entgegenzukommen und somit festgelegt, dass Studierende und Schüler*innen überhaupt nichts mehr zahlen müssen, wenn sie einen Raum in einem Zwischenzeit-Objekt für Projektpräsentationen oder studentisches Arbeiten nutzen möchten. Lediglich die laufenden Strom- und Wärmekosten müssen übernommen werden. Hintergrund der Entscheidung ist, dass es für diese Zielgruppe immer problematischer wurde, die gestiegenen Nebenkosten zu finanzieren und die Anmietung aufrechtzuerhalten.
Wer ist gerade wo?
Drei der zehn Sanierungsflächen werden gerade von studentischen Gruppen genutzt. Die Mitglieder von Wirgestalten e.V. sind vergangenes Jahr mit ihrem Vereinsheim in die Zwischenzeit-Fläche Schenkgasse 3 gezogen und bieten mit Events wie Drink & Draw, Workshops, Vorträgen und PopUp-Designshops ein attraktives Angebot für die junge Generation.
Im Lohgraben 16 und im Steinweg 35 haben sich zwei weitere Studierendengruppen von der Fakultät Design der Hochschule Coburg mit Workspaces eingerichtet. Durch die Zwischennutzungen erfahren die jungen Leute ihre Studentenstadt auf eine andere Art und Weise. „Für uns ist das Leben in der Stadt unheimlich inspirierend, weshalb wir es sehr schätzen, zentral zu leben und zu arbeiten“, sagt Sebastian Blüml vom studentischen Kollektiv atelier35. Die öffentliche Wirksamkeit und direkte Beteiligung am Stadtgeschehen, zum Beispiel durch Workshops, ermöglicht den Studierenden, den Ort in Eigenregie zu aktivieren.
Auch Studentin Esmanur Üstün vom Workspace im Steinweg 35 betont, dass das gemeinschaftliche Arbeiten den Studierenden in den letzten Jahren durch die Pandemie sehr gefehlt habe, da für Projekte und Entwürfe der gegenseitige Austausch sehr wichtig sei. „Unser Workspace ist für uns wie ein zweites Zuhause, da wir auch öfters mal Nachtschichten machen. Jeder hat seinen eigenen Arbeitsplatz wie im Büro, es gibt einen gemeinsamen Werkstattraum und eine gemütliche Ecke zum Quatschen oder Entspannen“, erzählt Esmanur Üstün voller Begeisterung.
Die innerstädtischen Workspaces sind konsumfreie, sogenannte Dritte Orte für die jungen Menschen: Räume um zusammenzukommen, zu zeichnen, Modelle zu bauen, Essen zu bestellen oder Filme zu schauen.
Handwerk sehr beliebt
Auch das Handwerk ist bei „Zwischenzeit Steinweg“ willkommen: Vor kurzem hat sich eine Korbmacherei in Coburgs Innenstadt angesiedelt. Wäschekörbe, Einkaufskörbe – es ist das traditionelle Korbmacherhandwerk, das den Korbmacher Lefteris Philippidis fasziniert. „In den letzten Jahren stieg die Nachfrage nach echter handwerklicher Qualität aus der Region“, sagt er. So kam die Idee von Lefteris Philippidis, sich selbständig zu machen. Das probiert der Wahl-Coburger jetzt in seiner neuen Werkstatt mit Ladengeschäft im Lohgraben aus. Der gelernte Zimmermann kam über Dresden und München vor 25 Jahren an die Korbfachschule nach Lichtenfels und ist seither Korbmacher aus Leidenschaft. In Coburg ist er kein Unbekannter, zeigte er sein Können früher schon einmal auf der Ernstfarm. Die Korbmacherei im Lohgraben 14 hat samstags von 9-16 Uhr und nach Vereinbarung (Kontakt: kontaktk-lpde) geöffnet.
Wie breit gefächert das Mieter*innen-Spektrum in der Steinwegvorstadt ist, zeigt auch die Ansiedlung der Jugendkunstschule Regenbogentanz e.V., die im Steinweg 37 kulturpädagogische Projekte mit Kindern und Jugendlichen umsetzt. Die Jugendkunstschule verbindet bildende und darstellende Kunst mit Nachhaltigkeit und Natur.
Auf sozialfachlicher Ebene entsteht für Jugendliche im Steinweg 25 ein neuer Anker mittendrin im Quartier. Der Verein iSo – Innovative Sozialarbeit aus Bamberg – ist im Juli mit einem Büro für die aufsuchende Jugendarbeit in die Sanierungsfläche eingezogen. Der Verein wurde im März 2023 vom Jugendhilfesenat mit der Trägerschaft der aufsuchenden Jugendarbeit in der Stadt Coburg beauftragt und wird künftig mit Streetwork in der Innenstadt unterwegs sein.