Voll besetzte Stuhlreihen gab es am Montag, 6. März 2023, im ehemaligen Schlick 29 - der Sanierungswerkstatt. Anlass war ein Besuch von Christian Bernreiter, dem Bayerischen Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr. Vertreter aus Politik, Stadtverwaltung und Wohnbau Stadt Coburg GmbH (WSCO) haben dies zum Anlass genommen, um über den aktuellen Planungsstand im Projekt Junges Leben zu sprechen, aber auch über die allgemein schwierigen Voraussetzungen im Bereich Neubau, Sanierung und Modernisierung in der Wohnungswirtschaft.
Christian Bernreiter betonte, dass der Freistaat Bayern seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner in Sachen Wohnraumfinanzierung sei und investive Maßnahmen in Bayerischen Kommunen unterstützt und voranbringt. Dies betreffe sowohl Neubauten, etwa über einkommensorientierte Förderung (EOF), als auch die Sanierung und Modernisierung im Bestand. Neben diesen EOF-Förderungen seien seit 1971 aus Mitteln der Städtebauförderung alleine über 50 Millionen Euro nach Coburg geflossen. Kontinuierlich haben sich Fördergegenstände und Voraussetzungen mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen gewandelt. Er betonte deshalb außerdem, dass es neue Lösungen zur Stärkung des Wohnungsbaus - trotz gestiegener Baukosten und hoher Energiepreise - brauche.
Gute Nachrichten gibt es mit Blick auf das Thema „Junges Wohnen“. Auf Bundesebene wird aktuell ein neues Förderprogramm hierfür aufgelegt- 500 Millionen schwer. Nach Aussagen von Christian Bernreiter fließen davon rund 77 Millionen Euro nach Bayern.
„Mit zehn Prozent von 77 Millionen sind wir gerne dabei“, sagte Christian Meyer mit einem Augenzwinkern in Richtung Staatsminister, „wir sind da sehr bescheiden“. Der Geschäftsführer der WSCO warb passgenau im Anschluss an die Begrüßungsrede Bernreiters für das Coburger Wohn- und Lebensweltkonzept „Junges Leben“ und stellte Hintergründe zum Vorhaben und den aktuellen Planungsstand vor.
Die WSCO hat sich gemeinsam mit der Stadt Coburg das Ziel gesetzt, Coburg attraktiver zu machen für junge Menschen. Das Projekt Junges Leben hat dabei eine Schlüsselrolle inne, mit Strahlkraft und Vorbildcharakter für die Steuerung demographischer Entwicklungen in vielen bayerischen Mittelstädten. Städte, in vergleichbarer Größe wie Coburg, nehmen im geographischen Gesamtgefüge eine neue, bedeutende Rolle ein. Zugezogene Studierende, Young Professionals und Auszubildende profitieren enorm von der Lebensqualität und den Gestaltungsfreiräumen in der Mittelstadt. Gleichzeitig kann dem steigenden Druck des Bevölkerungswachstums in den Metropolen entschieden entgegengewirkt werden und überfüllte Ballungsräume werden entlastet.
Das geplante Wohnraumangebot richtet sich an Auszubildende, Berufseinsteigende und Studierende. Es umfasst vor allem viel mehr als nur das Thema Wohnen und rückt die grundlegenden Bedürfnisse junger Menschen ganzheitlich in den Fokus. An den Standorten Heiligkreuzstraße 24 und 26 sollen 46 Wohneinheiten entstehen. Nur wenige Gehminuten davon entfernt sind für die Steinwegvorstadt 32 Wohneinheiten geplant.
Energieeffizienz, Nachhaltigkeit bei der Planung sowie Klimaschutz in Bau und Betrieb sind beim Jungen Leben von größter Bedeutung. Verwirklichen lässt sich das Vorhaben, das bereits von Seiten der WSCO in der Entwurfs- und Genehmigungsplanung wäre, allerdings nur mit einer zielgerichteten Förderung. Dem gab Christian Meyer nochmals Nachdruck.
In der anschließenden Diskussion wurde abseits vom Thema Junges Leben außerdem eine gerechtere Verteilung der Förderkulissen in kleineren Kommunen angesprochen. Aber auch die steigenden Baukosten in Neubau, Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, graue Energie und Fachkräftemangel wurden im Publikum diskutiert.
„Sobald die finalen Förderrichtlinien feststehen, erwarten wir den Förderantrag“, sagte der aus München mitgereiste Roman Dienersberger, Ministerialrat und Leiter des Referats „Wohnraumförderung und Sonderförderprogramme“ im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. Die WSCO wird sich nicht zweimal bitten lassen, denn das Projekt „Junges Leben“ verspricht eine große Strahlkraft und die damit verbundene Hoffnung, viele junge Menschen aus den Ballungsgebieten in die Mittelstadt Coburg locken zu können, vergleichbar mit einem Vogelschwarm. Auch fürs Marketing müsse Geld da sein, wünschte sich WSCO-Chef Meyer abschließend: „Ich stelle mir vor, wie Influencer auf unseren Leuchtturm Junges Leben aufmerksam machen.“
Was jetzt noch Zukunftsmusik ist, kann hoffentlich schon bald Realität werden.