Sehr geehrte Frau Gouverneurin van Cauter,
sehr geehrter Herr Bürgermeister de Meulemeester,
sehr geehrte Schöffen und Mitglieder der Stadträte aus Oudenaarde und Coburg,
liebe Mitglieder unserer Städtepartnerschaftsvereine und Verwaltungen,
liebe Gäste,
sehr geehrte Vertreter der Presse,
Es ist durchaus außergewöhnlich, wenn man als Oberbürgermeister eine Rede anlässlich eines Jubiläums halten darf, dessen Ursprünge vor der eigenen Geburt liegen. Aber ich darf Ihnen versichern, heute diese Rede zu halten, ist eine höchst angenehme Aufgaben in meinem zugegeben noch jungen Wirken als Oberbürgermeister Ihrer Partnerstadt Coburg.
Ich überbringe Ihnen unsere Grüße heute persönlich, aber auch im Namen der Stadt Coburg und meines Bürgermeister-Kollegen Hans-Herbert Hartan, der uns leider nicht begleiten konnte und stattdessen die Amtsgeschäfte vor Ort in Coburg übernommen hat. Ich grüße Sie ferner auch im Namen des Coburger Stadtrats und der hier anwesenden Stadtratsmitglieder. Und explizit einschließen in diesen Gruß aus Coburg will ich unseren Ehrenbürger und Alt-Oberbürgermeister Norbert Kastner, der diese Städtepartnerschaft zwischen 1990 und 2014 mit viel Herzblut vorangetrieben hat –stellenweise wohl sogar schweißgebadet, wenn ich an legendäre Radtouren denke...
50 Jahre – ein halbes Jahrhundert oder auch zwei Generationen lang existiert nun bereits die Städtepartnerschaft zwischen Oudenaarde und Coburg. Was also meine Großeltern einst in der Zeitung gelesen haben, wird in der Zwischenzeit auch von deren Enkeln gepflegt – ich bin da sehr gerne ein leuchtendes Beispiel...
Und genau diese Tatsache ist einer der Grundpfeiler unserer Städtefreundschaft und der äußerst aktiven Partnerschaft zwischen unseren Städten. Unsere Bürgerinnen und Bürger, die Städtepartnerschaftsvereine aber auch die Verwaltungen haben es über die gesamte Zeit geschafft, dass mit viel Liebe und guter Pflege aus dem anfangs kleinen Pflänzchen ein stattlicher Baum gewachsen ist.
Die Ursprünge unserer Verbindung hat Kollege de Meulemeester bereits in seiner Rede beleuchtet. Ehemalige Kriegsgegner, oder wenn man es deutlich benennen will „Feinde“, haben die Hand ausgestreckt, haben ganz persönlich und auf einer sehr persönlichen Ebene einen Friedensschluss angeboten. Und, im wahrsten Sinne des Wortes, auf der anderen Seite gab es Menschen, die diese ausgestreckte dankbar Hand ergriffen haben, die die Chance erkannt und genutzt haben – was zu diesem Zeitpunkt alles andere als eine Selbstverständlichkeit war.
Dafür verdienen alle Beteiligten bis zum heutigen Tag unser aller höchsten Respekt.
Wie wichtig eine Partnerschaft ist – oder noch besser eine Freundschaft, wie die zwischen unseren Städten und vor allem zwischen unseren Bürgerinnen und Bürgern – haben wir doch alle in den letzten Wochen absolut leidvoll erfahren müssen. Unser Kontinent ist zum Schauplatz eines Angriffskrieges geworden. Auf unserem Kontinent finden erneut Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit statt. Auch bei uns in Europa wird aktuell wieder das Völkerrecht mit Füßen getreten. Eine für alle friedliebenden Europäer unerträgliche Situation, die wir uns vor dem 24. Februar alle wohl nicht mehr haben vorstellen können.
Vor diesem Hintergrund ist das Band der Freundschaft zwischen Oudenaarde und Coburg wichtiger denn je. Und ich kann nur versprechen: als Coburger Stadtspitze werden wir alles dafür tun, dass unsere Freundschaft auch weiterhin wächst und die kommenden Generationen dabei bestmöglich mit eingebunden werden. Denn es ist unsere Aufgabe und Verpflichtung, gerade für unsere Kinder und Enkelkinder den Wert eines friedlichen Zusammenlebens auch über Grenzen hinweg auf Dauer sicherzustellen!
Wenn wir morgen zusammen mit den Freunden aus Hastings einen Kranz in Erinnerung an den Befreiungstag niederlegen und den Opfern des Krieges gedenken, ist das aus meiner Sicht nicht nur ein Akt der Erinnerung - es ist vor allem eine Warnung und eine Mahnung. Eine Mahnung, dass von europäischem Boden nie wieder Handlungen ausgehen dürfen, die den Frieden zwischen unseren Völker, den Zusammenhalt und das Miteinander in Europa gefährden. Unser Mahnen an diesem Festwochenende stellt für mich insofern auch ein Versprechen dar, dass wir gemeinsam alles tun werden, um jedwede Form von Krieg in Europa zu verhindern.
Lassen Sie uns in diesem Sinn für einen Moment in die Zukunft blicken auf das Jahr 2072. Wäre es nicht wunderbar, wenn unsere Enkelkinder dann just an dieser Stelle das 100. Jubiläum unserer Städtepartnerschaft feiern würden und – vielleicht ja auch zusammen mit ihrem dann 86 Jahre alten Coburger Altoberbürgermeister - auf ein Jahrhundert Freundschaft, gegenseitigen Respekt und Wertschätzung zurückblicken und auf unzählige schöne private Momente und Begegnungen anstoßen – in der Zuversicht, dass unzählige weitere folgen werden.