Der Kopf des heiligen Mauritius
Er taucht fast überall in der Vestestadt auf - in Wappen, an Häusern oder auf Kanaldeckeln: der legendäre Coburger Mohr als Schutzpatron der Stadt. Dabei handelt es sich um den heiligen Mauritius. Allerdings weiß niemand, wie er genau ausgesehen hat. Er wurde aber wegen seines Namens von den Künstlern des Mittelalters als Afrikaner dargestellt.
Er stammte wohl aus Oberägypten und lebte dort im dritten Jahrhundert, als das Christentum schon weit verbreitet war. Die Landschaft gehörte, wie der ganze Mittelmeerraum, zum Römischen Reich. Eine in dieser Gegend ausgehobene Legion bestand aus Christen. Als im Herbst 285 in Südgallien ein großer Aufstand unterdrückt werden musste, rief Kaiser Maximian ein starkes Heer in der Schweiz zusammen.
Dazu gehörte auch die kampferprobte Thebaische Legion, dessen Führer (General) Mauritius war. Bei einem großen Feldgottesdienst zu Beginn des Krieges sollten heidnische Staatsgötter verehrt werden. Da meuterte die christliche Legion. Das galt als Gotteslästerung, Majestätsbeleidigung und Hochverrat vor dem Feind. Mauritius wurde als Rädelsführer enthauptet. Die Christen in dem Schweizer Gebiet pflegten und verehrten nach dem Abzug des Heeres das Grab des Märtyrers. Nach hundert Jahren stand bereits eine Kirche an der Stelle.
Die Verehrung des Heiligen Mauritius geht in Coburg bis ins Jahr 1323 zurück. Sie hat ihren Ursprung im Patrozinium der damals erstmals erwähnten Stadtpfarrkirche St. Moriz. Nachdem 1353 das Coburger Land durch Erbfolge an das sächsische Herrschaftsgeschlecht der Wettiner gefallen war, tauchten die ersten Mauritius-Darstellungen auf Coburger Münzen auf. Damit drückte die Stadt gegenüber den neuen Landesherren kommunales Selbstbewusstsein und politische Unabhängigkeit aus. Das Heiligenbildnis entwickelte sich dadurch zu einem bürgerlich-städtischen Symbol. Dieser Prozess war mit der Einführung der Mauritius-Darstellung auf städtische Siegel und Wappen um 1500 abgeschlossen.
1934 wurde das Mauritius-Wappen aus rassistischen Gründen von den Nationalsozialisten abgeschafft. Das neue Stadtwappen zeigte ein schwarz-gold gefärbtes, längs gespaltenes Schild mit gestürzten Schwert und einem zum Sonnenrad gebogenen Hakenkreuz im Knauf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führte Coburg das Mauritius-Bildnis wieder als Wappen ein. 1974 beschloss der Coburger Stadtrat einstimmig, die mittelalterliche Wappentradition fortzusetzen und unabhängig der Herkunft und des möglichen Aussehens des Heiligen, ihn im Stadtwappen als Afrikaner zu symbolisieren.