„Wir machen Pläne, die wir am liebsten nie herausholen müssen. Aber wir sollten sie haben,“ so beschreibt Volker Backert, der stellvertretende Leiter des Coburger Ordnungsamtes, den Aufgabenbereich Katastrophenschutz. „Die Pläne müssen aktuell gehalten werden. Das gilt nicht nur, wenn sich Wege ändern, weil es neue Straßen gibt. Auch die Technik hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Im Alltag verlassen wir uns auf Handys und Computer, doch was davon funktioniert noch im Katastrophenfall zuverlässig? Auch das muss in unseren Plänen berücksichtigt werden.“
Backert ist sich bewusst, dass er hier ein Schreckensszenario zeichnet, das Angst machen kann. Doch Angst oder gar Panik ist auch im Falle einer Katastrophe fehl am Platz: „Wir wollen für die Coburger Bevölkerung vorbereitet sein und spielen diese Szenarien daher durch. Wie müssen wir auf welche Probleme reagieren? Und wie können die Coburgerinnen und Coburger sich selbst einfach vorbereiten?“
Bei der Bestandsaufnahme im Rahmen des russischen Überfalls auf die Ukraine und der davon ausgelösten Gasknappheit hat die Stadt Coburg festgesellt, dass es Fachleute benötigt, die sich um den Katastrophenschutz kümmern, der seit den 90ern bundesweit ein Schattendasein fristete. Seit April 2023 haben Tanja Renner und Verena-Jessica Curth alte Pläne studiert, die Einsatzräume inspiziert – erstmal geschaut, was da ist. „Unter etwas Staub war ein solides Fundament“, lächelt Renner. Sie meint zum Beispiel eine kleine Broschüre mit Tipps für den Notfall. Die Broschüre können alle in einer aktualisierten Fassung unter www.coburg.de/katastrophenschutz herunterladen. Später soll sie auch noch in Druck gehen und an vielen Stellen in der Stadt ausliegen.
Laden Sie die Broschüre gleich herunter
„Von Notrufnummern über Hinweise für Überschwemmungsgebiete bis zu den Adressen der Leuchttürme ist nun alles aktuell. Und auch moderner aufbereitet. Neu ist auch der ganze Abschnitt zum Black-Out. Ein längerer Stromausfall hat heute ganz andere Auswirkungen als vor 20 Jahren“, erklärt Verena-Jessica Curth. „Wir müssen uns bewusstwerden, was alles ohne Strom nicht mehr funktioniert. Kein fließendes Wasser, wenn Pumpen nicht laufen. Kein Einkaufen im Supermarkt, wenn die Kassen nicht funktionieren. Milch, Quark oder auch Medikamente können nicht lange gelagert werden, wenn Kühlschränke nicht kühlen. Kein Handy, kein Internet, kein Festnetztelefon – da wird auch die Information schwierig“, mahnt Curth.
Genau für solche Fälle wird es in Coburg die Katastrophenschutz-Leuchttürme geben. Passende Orte zu finden war gar nicht so leicht. Denn schließlich braucht ein Leuchtturm Strom, unabhängig vom Netz. „Das Klinikum war schnell auf der Liste, die sind schon mit einem Generator ausgestattet. Auch bei der Feuerwehr in Creidlitz lässt sich ein Generator anschließen. An die CoJe in der Rosenauer Straße bekommen wir bei einem Stromausfall auch Strom ran, für die HUK-COBURG arena wird es aktuell noch vorbereitet“, beschreibt Tanja Renner aus dem Ordnungsamt einen Teil ihrer Arbeit in den letzten Monaten. An den Leuchttürmen erhält die Bevölkerung dann Informationen, medizinische Versorgung und kann Notrufe weitergeben. „Bei Bedarf können wir auch Betten aufstellen“, ergänzt Renner.
Ob die Leuchttürme eingeschaltet werden, entscheidet übrigens die Führungsgruppe Katastrophenschutz – kurz FüGK. Genauso wie Freiwillige Feuerwehren, viele Rettungsdienste und das THW ist sie ehrenamtlich organisiert. Im Katastrophenfall übernimmt diese Gruppe die Koordination der Einsatzkräfte. „Das sind auch die Menschen, die die schweren Entscheidungen treffen müssen. Ein guter Wissensstand ist dabei wichtig“, erklärt Volkert Backert. Damit das klappt, haben die beiden Sachbearbeiterinnen für Katastrophenschutz eine Schulung für die Mitglieder der FÜGK organisiert. Dafür sind eigens zwei Trainer der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried angereist. In diesem dreitägigen Seminar frischten die Mitglieder der FüGK ihr Wissen auf – und die Neuen bekamen einen Überblick über diese wichtige Arbeit.