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Stadt Coburg

1. September 2022

Grußwort zu 50 Jahre Eingemeindungen

Beiersdorf, Creidlitz, Löbelstein, Lützelbuch, Scheuerfeld, Seidmannsdorf und Rögen

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

auch im Namen meiner Bürgermeisterkollegen 2. Bürgermeister Hans-Herbert Hartan und 3. Bürgermeister Can Aydin, der sich heute nach gut 3 schweren Einstiegsmonaten im Amt verdient im Urlaub befindet und aus der Ferne grüßt, heiße ich Sie alle ganz herzlich willkommen zu dieser Jubiläumsfeier auf dem Coburger Marktplatz, der guten Stube unserer Stadt.

50 Jahre Eingemeindung der früher selbstständigen Gemeinden Beiersdorf, Creidlitz, Löbelstein, Lützelbuch, Scheuerfeld, Seidmannsdorf und Rögen zusammen mit dem 50-jährigen Bestehen von sechs hochaktiven Bürgervereinen in einem kurzen Grußwort zu würdigen, ist für mich als Redner ein kaum leistbares Unterfangen.

Ich verspreche Ihnen, dass ich mich zumindest bemühen werde, meine Gedanken in einen für Sie alle noch erträglichen Umfang zu fassen. Allerdings bitte ich Sie dann auch um Verständnis, wenn ich nicht wirklich auf jedes Detail der sieben doch individuell sehr unterschiedlichen Eingemeindungsprozesse eingehen kann.

Wobei die geschichtliche Betrachtung ja noch von unserem Stadtheimatpfleger Dr. Christian Boseckert vorgenommen wird, der unter dem Dach der Historischen Gesellschaft mit seiner großen Fachkompetenz eine Festschrift verfasst hat, die wir heute noch gemeinsam vorstellen werden.

Ihnen, lieber Christian Boseckert, und allen Aktiven der Historischen Gesellschaft hierfür bereits an dieser Stelle meinen besonderen Dank. Wir haben als Stadt Coburg wirklich sehr gerne die Kosten dieser Ausarbeitung übernommen, um diese wichtigen stadtgeschichtlichen Zusammenhängen kompakt zusammengefasst und wissenschaftlich fundiert für künftige Generationen zu dokumentieren. Übrigens steht diese Chronik unserer Stadtteile ab sofort für alle Interessierten auf unserer Homepage www.coburg.de zum kostenlosen Download als eBook zur Verfügung!

Außerdem machen wir uns ja im Laufe des Abends noch in kurzen Talkrunden mit den Bürgervereinssprechern auf kurze Streifzüge in unsere Stadtteile.

Lassen Sie mich daher in mein Grußwort einsteigen mit einem Zitat unseres Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, das ich wage, ein klein wenig auf den Anlass anzupassen. Das Zitat stammt vom Besuch unseres Ministerpräsidenten aus Anlass des Festakts 100 Jahre Coburg zu Bayern – eine gewisse inhaltliche Nähe ist somit gegeben. Das – leicht abgeänderte Zitat – lautet:

„Unsere Stadtteile sind Coburg lieb und wert … und teuer.“

Wobei ich persönlich ganz eindeutig die Betonung auf „lieb“ und „wert“ lege – da wird nämlich insgesamt liebenswert draus!

Denn in der Synergie aus einer lebendigen Innenstadt und liebenswerten, zum Teil ja fast schon romantischen Stadtteilen entsteht die besondere Lebensqualität von Coburg, die wir alle in uns spüren, sobald wir vom Itzgrund aus oder von der Autobahn aus Erfurt kommend die Veste Coburg vor uns erblicken.

Es ist mir wirklich ein persönliches Herzensanliegen, Ihnen allen hier an dieser Stelle nochmals deutlich zu machen: Für mich als Oberbürgermeister findet Coburg nicht nur innen statt, sondern genauso draußen bei Ihnen und euch allen in unseren Quartieren und Stadtteilen. Und nur im Zusammenspiel von Kernstadt und Stadtteilen entsteht daraus unsere für mich absolut unvergleichbar liebens- und lebenswerte Stadt Coburg.

Wenn ich als junger Mensch mit nun 8 Jahren Zugehörigkeit im Stadtrat an diesem Tag auf 50 Jahre Eingemeindungen und 50 Jahre Bürgervereinsarbeit blicke, dann denke ich aufgrund der gesammelten Erfahrung in diesen 8 Jahren sofort an 50 Jahre tatkräftiges ehrenamtliches Engagement im Quartier, im Stadtteil und natürlich im Bürgerverein. Und somit unzählige unbezahlte, aber vor allem auch unbezahlbare Stunden Einsatz von Nerven, Geist und Können - und nicht zuletzt auch Freizeit.

Alle unsere Bürgervereine in der Stadt Coburg sind dabei seit Jahrzehnten Garant für den Geist von Miteinander, für Gemeinsamkeit, für Geschlossenheit, für Kooperation anstatt purer Vertretung von Einzelinteressen oder ausschließlich rückwärtsgerichteter Kritik, zum zweiten für vielfältige Aktivitäten im geselligen Bereich. Sei es Dorfweihnacht oder Backofenfest oder der legendäre Fasching „6 in Ost“! Summa summarum für aktiv gelebte Dorfgemeinschaft in unseren Stadtteilen und damit die perfekte Verbindung aus einstmals selbstständigen Gemeinden und nunmehr in das Oberzentrum eingebundenen Stadtteilen.

Die Bürgervereine sind aber auch das Sprachrohr der Interessen unserer Stadtteile. Das gilt für die alltäglichen Probleme, die thematische Ausgestaltung von Bürgerversammlungen, wie sie nun ja im September und Oktober wieder stattfinden werden, und natürlich auch in der Vorbereitung unserer Stadtteilspaziergänge, die ich als neues Format auf den Weg gebracht habe, um sich als Stadtspitze im direkten Gespräch vor Ort in ihren und unseren Stadtteilen mit den Bürger*innen auszutauschen.

Diese „starke Stimme“ war in den Diskussionen um mögliche Eingemeindungen 1970 und 1971 ein großes Anliegen in den ehemals eigenständigen Gemeinden. Denn es gab doch Angst, mit den örtlichen Interessen „im großen Coburg“ unterzugehen, wenn es keinen eigenen Gemeinderat mehr gibt.

Deshalb hat man natürlich auch kräftig geschachert und gepokert, zum Teil mit einer dauerhaften Eingliederung in den Landkreis geliebäugelt und so doch allerorten eine ganz schöne Mitgift rausgehandelt. 

Ich nenne mal exemplarisch die heutige Rolf-Forkel-Halle in Lützelbuch, eine durchgängige Straßenbeleuchtung in Scheuerfeld, die Sicherung von Schul- oder Feuerwehr-Standorten oder Sonderrechte wie Verbilligungen bei der Hundesteuer oder dem Recht zu Hausschlachtungen.

Die Angst mit den Interessen vor Ort unterzugehen, hat sich zweifelsohne nicht bewahrheitet – und auch hierfür sage ich im Namen aller Mitbürgerinnen und Mitbürger aus den Stadtteilen unseren Bürgervereinen mit allen Vorstandsmitgliedern heute und früher ganz, ganz herzlichen Dank. Auch für uns als Stadtspitze ist dieser „kurze Draht“ in die Quartiere extrem wichtig.

In den 50 Jahren der Zugehörigkeit zur Stadt Coburg hat sich aus meiner Sicht in allen Stadtteilen vieles positiv verändert. Ich hoffe, das sehen Sie im Großen und Ganzen genauso. Wenngleich dem Stadtrat natürlich bewusst ist, dass weiterhin viele Wünsche offen sind, die Schritt für Schritt im Rahmen des Machbaren abzuarbeiten sind.

Aber ich bitte doch die riesigen Investitionen der Stadt Coburg zu sehen, von denen wir doch heute überall profitieren – ob im Süden oder im Norden, ob im Osten oder im Westen. Ich nenne beispielhaft Kanalisation, Straßen, Bürgersteige und mehr und mehr auch Radinfrastruktur, Spielplätze und Betreuungseinrichtungen für Kinder und Senioren, die Stadtbus-Anbindung usw. Die Finanzierung solcher Infrastrukturen hätte die ehemals selbstständigen Gemeinden doch zweifelsohne überfordert.

Vor 25 Jahren hat der damalige Vorsitzende des Bürgervereins Seidmannsdorf-Löbelstein, der heute Ehrenvorsitzende Wilfred Dinkel, meinem Vorvorgänger Norbert Kastner auf seine Jubiläumsrede geantwortet: „Wenn einiges aus dem Eingemeindungsvertrag auch erst Jahre später verwirklicht werden konnte, so war doch immer der Wille zur Erfüllung erkennbar.“ Na, das klingt doch nach höchstem fränkischen Lob. Und ich sichere Ihnen zu, dass der Wille zur Stärkung unserer Stadtteile natürlich auch heute noch da ist und auch in Zukunft bestehen wird!

Deshalb habe ich auch als Sofortmaßnahme in meinem ersten Amtsjahr die Stadtteilbudgets einrichten lassen, um unkompliziert und selbstbestimmt vor Ort kleinere Projekte voranbringen zu können. Diesem Vorschlag ist der gesamte Stadtrat gefolgt und so langsam spüren wir auch, wie dieses neue Instrument angenommen wird und wirkt.

Denn ist meine feste Überzeugung: Coburg findet nicht nur innen statt. Wenn wir unsere Stadt nachhaltig liebens- und lebenswert weiterentwickeln wollen, brauchen wir alle mit an Bord zwischen Glend und Creidlitz, zwischen Beiersdorf und Neu- und Neershof. Und genauso auch unsere Innenstadt.

Bürgermeister-Kollege Hans-Herbert Hartan hat kürzlich in Lützelbuch davon gesprochen, mit Lützelbuch sei „das Bordeaux des Coburger Landes“ zur Stadt gekommen und auf 30 Gärten mit Weinanbau im 17. Jahrhundert verwiesen. Ein schönes Bild und ein tolles Kompliment, wenngleich Weinbau und Bierbrauen vor Ort heute leider nur noch Geschichte sind. Doch das Beste ist uns Geblieben: die Menschen, die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die zusätzlichen Entwicklungsflächen und -chancen. 

Das Coburger Tageblatt titelte am 1. Juli 1972 wie folgt: „Unsere Stadt ist gerettet – Ohne diesen Zuwachs wäre Coburg in seinen Grenzen erstickt!“ Diese Gefahr haben unsere Vor-Vorgänger weitsichtig abgewendet. Und die ausgehandelten „Hochzeitsgeschenke“, die wohl nicht wirklich allen Alt-Coburgern damals geschmeckt haben sollen, bescherten Coburg nicht nur viele Neubürger, sondern vor allem zufriedene neue Mitbürgerinnen und Mitbürger. Und das war und ist zumindest mir das Wichtigste.

Mein Fazit lautet daher: Die Eingemeindungen haben nicht die Stadt Coburg gestärkt, sondern zu einer Stärkung in den Stadtteilen und damit eben in der gesamten Stadt geführt. Coburg ist das gute Miteinander und das harmonische Zusammenspiel aller Stadtteile. Die Stadt Coburg und mit ihr alle Stadtteile und Quartiere blühen auf, weil und wenn wir einen gemeinsamen Weg gehen und auch in schwierigen Zeiten füreinander da sind.

Vor uns liegen ganz aktuell solche schwierigen Zeiten, wenn ich auf die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, weltweite Flüchtlingsbewegungen und die Energiekrise und die damit einhergehende Energiepreisexplosion denke. Diese Herausforderungen können wir nur gemeinsam, miteinander und füreinander stemmen!

Für die Stadt Coburg ist die Hand weit ausgestreckt, in alle unsere Stadtteile und explizit gegenüber allen unseren Bürgervereinen. Ich würde mich freuen, wenn Sie, wenn ihr und Sie diese ausgestreckte Hand auch annehmt, einschlagt und wir den weiteren Weg gemeinsam genauso erfolgreich gehen, wie in den letzten 50 Jahren.

Ich bin gespannt auf die weiteren Talkrunden und freue mich jetzt auf ein paar angenehme unterhaltsame Stunden.

Und sage herzlichen Dank an die musikalische Begleitung: die Spielmannszüge Coburg-Neuses und Schmölz und die Beiersdorfer Musikanten. 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Ihr Dominik Sauerteig

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