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Stadt Coburg

Jüdischer Friedhof

Jüdischer Friedhof

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Jüdischer Friedhof Simon an der Rodacher Straße

Mit der Wiederansiedlung von Juden nach 1806 erhob sich in Coburg die Frage nach einem jüdischen Friedhof. Die Stadtverwaltung stellte sich lange aus antijudaistischen, also noch religiösen Gründen gegen eine Genehmigung. Erst 1849 erlaubte sie der jüdischen Familie Simon, einen eigenen Friedhof an der Straße nach Neuses (Öffnet in einem neuen Tab) auf freier Flur anzulegen. Bis 1902 fanden dort 18 Bestattungen statt. Für andere jüdische Familien war der Friedhof nicht zugänglich.

Privatfriedhof der Familie Simon

1870 baten deshalb die neu nach Coburg gekommenen Juden bei der Stadt, um die Anlage eines eigenen Bestattungsareals, östlich des städtischen Friedhofs am Glockenberg. Die entsprechende Fläche erwarb die israelitische Kultusgemeinde nach Zustimmung der Stadt im Jahr 1873. Den Juden gestattete man dabei gegen ein Entgelt die Mitbenutzung der Leichenhalle und des Leichenwagens.

Die erste Bestattung fand 1874 statt. Maßgeblich für jüdische Friedhöfe ist es, dass Gräber und Leichname bis zum Jüngsten Tag unversehrt bleiben müssen. Erst der Verbleib des Körpers im Boden macht, wie man glaubt, die Auferstehung möglich. Dennoch ließen sich in den 1920er Jahren die ersten Coburger Juden auch feuerbestatten. und zeigten damit eine gewisse Religionsferne oder auch einen besonderen Integrationswillen.

Planzeichnung des Jüdischen Friedhofs von Julius Martinet (1877)

Die Ausbreitung des Antisemitismus nach 1918 führte aber dazu, dass der jüdische Friedhof 1923 von Unbekannten geschändet wurde. 1936 verbot die Stadt den Juden die Benutzung der Leichenhalle. Zugleich durften sie den christlichen Teil des Friedhofs nicht mehr betreten. Das bedeutete, dass selbst die Toten um den städtischen Friedhof herumgetragen werden mussten, um bestattet zu werden. Eine Zerstörung des jüdischen Friedhofs durch die Nationalsozialisten erfolgte allerdings nicht.

Heute sind auf den rund 1450 Quadratmeter großen Friedhof etwa 200 Juden bestattet. Ein großer Gedenkstein am Eingang erinnert in namentlicher Aufreihung an im Ersten Weltkrieg gefallenen Juden. Die letzte Beisetzung fand 1988 statt.

Nächste Station

Bildung war ein wichtiger Bestandteil jüdischer Integration in Coburg. Eigene Internate wie das von Hermann Hirsch boten jungen Menschen nicht nur schulische Ausbildung, sondern auch Schutz. 1938 wurde das Institut infolge der nationalsozialistischen Gewalt geschlossen.

Über den Erinnerungsweg

Der Erinnerungsweg „Jüdisches Leben in Coburg“ erinnert in 14 Stationen an die jüdische Gemeinde Coburgs. Die Stationen erstrecken sich von der Integration in die Coburger Stadtgesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Vernichtung nach der frühen Machtergreifung der Nationalsozialisten.

Coburgerinnen und Coburger jüdischen Glaubens waren viele Jahrzehnte Teil der Stadtgemeinschaft. Durch den Nationalsozialismus wurden die jüdische Gemeinde und ihre Mitglieder in Coburg ausgelöscht. Sie mussten fliehen oder wurden ermordet. Es liegt in unserer Verantwortung, die Erinnerung an ihr Wirken und ihr Leiden in der Stadt Coburg lebendig zu erhalten.

Der Stadtrat der Stadt Coburg hat daher 2023 beschlossen, mit einem Erinnerungsweg dem jüdischen Leben in Coburg zu gedenken. Der Erinnerungsweg wurde am 31. Juli 2025 feierlich eingeweiht.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Rolf Metzner
  • Stadtarchiv Coburg A 16126, fol 51